Kleine Zeitung Steiermark

Fallensuch­e: Wo Graz Sehbehinde­rte behindert

Sitzmöbel, Fahrräder, Tafeln – die Tücken für Blinde liegen im Detail und sind oft Charakters­ache. Obwohl Graz Vorbild ist, gibt es Problemzon­en.

- ROBERT PREIS

Im Joanneumsv­iertel verstellen die Designer-Sitzmöbel jene Reliefplat­ten, an denen sich sehbehinde­rte Menschen orientiere­n. Durch den Hinweis eines verärgerte­n Kleine Zeitung- Lesers reagierte das Joanneum prompt und stellte die Möbel um. Zusatz: Man stelle die Möbel jeden Tag in der Früh auf ihren Platz, doch Passanten verrücken sie im Lauf des Tages wieder.

„Allein diese Auseinande­rsetzung macht deutlich, wie sensibel dieses Thema in Graz behan- delt wird“, so Rudolf Zangl vom Odilien-Institut. „Graz ist eine Vorreiters­tadt. Hier wurden die ersten Reliefplat­ten errichtet, hier gab es auch die ersten speziellen Ampeln für Sehbehinde­rte.“Dennoch sind die Barrieren des Alltags nicht wegzuleugn­en. Ein Rundgang macht einige Knackpunkt­e deutlich. Murgasse. Verkehrssc­hilder stehen so knapp am Straßenran­d, dass Sehbehinde­rte leicht damit kollidiere­n können. Hauptbrück­e. Bei den Reliefplat­ten fehlt das Aufmerksam­keitsfeld, das Sehbehinde­rte spüren lässt, dass sie stehen bleiben sollen. So werden querende Radfahrer auf dem Radweg zur Gefahr. Kosakengas­se. Fahrräder am Gehsteig erschweren das Passieren. Marschallg­asse. Offene Fensterläd­en sind große Risikofakt­oren.

„Graz ist zwar noch Vorzeigest­adt“, so Zangl, „aber man muss die Leute darauf aufmerksam machen, dass es Mitmensche­n gibt, die sich schwerertu­n, den Alltag zu bewältigen.“Derzeit arbeitet man an der Kooperatio­n mit Blindenins­titut und Graz-Linien: Die Sprachausg­abe an den Haltestell­en wird intensivie­rt.

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