Fallensuche: Wo Graz Sehbehinderte behindert
Sitzmöbel, Fahrräder, Tafeln – die Tücken für Blinde liegen im Detail und sind oft Charaktersache. Obwohl Graz Vorbild ist, gibt es Problemzonen.
Im Joanneumsviertel verstellen die Designer-Sitzmöbel jene Reliefplatten, an denen sich sehbehinderte Menschen orientieren. Durch den Hinweis eines verärgerten Kleine Zeitung- Lesers reagierte das Joanneum prompt und stellte die Möbel um. Zusatz: Man stelle die Möbel jeden Tag in der Früh auf ihren Platz, doch Passanten verrücken sie im Lauf des Tages wieder.
„Allein diese Auseinandersetzung macht deutlich, wie sensibel dieses Thema in Graz behan- delt wird“, so Rudolf Zangl vom Odilien-Institut. „Graz ist eine Vorreiterstadt. Hier wurden die ersten Reliefplatten errichtet, hier gab es auch die ersten speziellen Ampeln für Sehbehinderte.“Dennoch sind die Barrieren des Alltags nicht wegzuleugnen. Ein Rundgang macht einige Knackpunkte deutlich. Murgasse. Verkehrsschilder stehen so knapp am Straßenrand, dass Sehbehinderte leicht damit kollidieren können. Hauptbrücke. Bei den Reliefplatten fehlt das Aufmerksamkeitsfeld, das Sehbehinderte spüren lässt, dass sie stehen bleiben sollen. So werden querende Radfahrer auf dem Radweg zur Gefahr. Kosakengasse. Fahrräder am Gehsteig erschweren das Passieren. Marschallgasse. Offene Fensterläden sind große Risikofaktoren.
„Graz ist zwar noch Vorzeigestadt“, so Zangl, „aber man muss die Leute darauf aufmerksam machen, dass es Mitmenschen gibt, die sich schwerertun, den Alltag zu bewältigen.“Derzeit arbeitet man an der Kooperation mit Blindeninstitut und Graz-Linien: Die Sprachausgabe an den Haltestellen wird intensiviert.
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