Steckt viel Sprengkraft
dem ihr in Europa alles zerstört habt? Und nun wollt ihr unserem Fortschritt einen Riegel vorschieben?“Doch auch in Brasilien hat sich eine breite Allianz gegen den Staudamm formiert – aus Ökologen, die den tiefen Eingriff in die Natur anprangern, aus Ökonomen, die die Sinnhaftigkeit des Projekts wegen des sehr variablen Wasserstands des Xingu in Zweifel ziehen, vor allem aber aus Ethnologen und Anthropologen, die um die Zukunft der indigenen Völker fürchten.
Das Konsortium, das den elf Milliarden Euro teuren Damm errichtet, wird auch von der Grazer Andritz AG beliefert, die um 330 Millionen Euro Generatoren und Turbinen für Belo Monte herstellt.
17 Einsprüche bei Gericht
Die Gegner des Projekts setzen ihre ganzen Hoffnungen in den Rechtsstaat. 17 Einsprüche liegen beim Obersten Gerichtshof auf. Thais Santi, Staatsanwältin des Bundesstaates Para, fährt schwere Geschütze gegen den Staat und das Konsortium auf. „Ob das Pro- jekt gut oder schlecht für Brasilien ist, das habe ich nicht zu beurteilen. Ich kann nur sagen, dass es illegal zustande gekommen ist.“Konkret wurden die verfassungsrechtlich abgesicherten Rechte der indigenen Bevölkerung mit Füßen getreten. „Sie wurden informiert, aber nicht konsultiert.“
Nur noch wenig Hoffnung
Die Regierung verteidigt sich, dass keines der indigenen Dörfer abgesiedelt werden müsse. Die Ureinwohner wären demnach nur „indirekt“von dem Projekt betroffen. „Das stimmt so nicht“, entgegnet die Staatsanwältin. Die indigenen Völker leben vom Fischfang und verlieren durch die Umleitung des Flusses ihre Lebensgrundlage.
Bischof Erwin Kräutler, der auch in Brasilien prominenteste Gegner des Projekts, hat allerdings nur noch wenige Hoffnungen, die Umsetzung noch zu verhindern. „Die Regierung hat bereits Unsummen in Belo Monte investiert. Die ziehen das ohne Rücksicht auf Verluste durch.“ Lunacek ermutigt ihre brasilianischen Gesprächspartner, nicht bereits jetzt die Flinte ins Korn zu werfen, und verweist auf einen österreichischen Präzedenzfall. „In Zwentendorf rottet ein komplett fertiges Atomkraftwerk vor sich hin. Es ist nie zu spät!“