Wut unterm Vergrößerungsglas
Rebecca Saunders’ „Fury II“für Orchester stach hervor.
GRAZ. Das heurige Arcana-Festival im Gesäuse machte auch in der Grazer List-Halle Station mit neuer Orchestermusik und Flamenco.
„Fury II“(„Wut II“, 2010) von Rebecca Saunders (45) erschien mit Abstand als überzeugendstes und einnehmendstes Orchesterwerk. Der SoloKontrabass von Uli Fussenegger wurde als primus inter pares in das Arcana Ensemble unter Peter Rundel integriert. Den Affekt der Wut nahm die englische Komponistin unter eine unglaublich starke (Zeit-)Lupe. Ihr Stück wirkt wie eine vieldimensionale Variationenreihe über Crescendowellen. Saunders hat das Crescendo als Mittel der Affektintensivierung nicht unhinterfragt der Tradition entwendet, sondern hat es durch engräumige Wellenbewegungen speziell werden lassen. Eindimensionaler wirkten Werke von Johannes Maria Staud und Alberto Posadas, weitschweifig Mauricio Sotelos „Cripsis“. Der Katalane Juan Manuel Cañizares (47) setzte danach mit einer Solo-Improvisation einen berauschenden Kontrapunkt: Durch Tonart-Modulationen erwirkte der Flamenco-Gitarrist großartige Farbwechsel, äußerste Virtuosität traf ihr Vexierbild in spiritueller Strahlkraft. Finale von Arcana: Nicolas Hodges ( Klavier) spielt Beat Furrer, Rebecca Saunders, Hanspeter Kyburz, Salvatore Sciarrino, Wolfgang Rihm. Heute, 20 Uhr, List- Halle Graz. Karten: arcanafestival. at