Wenn Kronzeugen plaudern
Da er sich mit der Justiz arrangiert hat, holte Gernot Schieszler aus und bot vor Gericht tiefe Einblicke in die Telekom.
So etwas wie ihn hat es für unsere Justiz noch nicht gegeben. Gernot Schieszler (43) ist der erste Kronzeuge überhaupt. Der frühere Telekom-Manager, der vor gut sieben Jahren Drahtzieher bei den derzeit gerichtsanhängigen, skandalösen Parteispenden der Telekom Austria an FPÖ und BZÖ war, hat sich selbst recht billig aus der Affäre gezogen: Durch seine völlige Bereitschaft, restlos auszupacken, sind die Ermittler den skandalösen Telekom-Praktiken erst auf die Schliche gekommen. Schieszler hat dafür von der Staatsanwaltschaft ein schönes Angebot erhalten: Der in Graz beschäftigte Vater dreier Kinder muss als Kronzeuge 300.000 Euro Schadenersatz an seinen früheren Arbeitgeber Telekom zahlen (das Geld wurde schon hinterlegt) und 120 Stunden Sozialarbeit leisten, von denen er bereits 45 bei der Wiener Tafel und einem Integrationsprojekt in Graz abgedient haben will. Erfüllt er dies, bleibt er völlig straffrei.
Gestern hatte Schieszler im Telekom-IV-Prozess seinen großen Zeugenauftritt. Dabei ist er richtig ins Plaudern gekommen und hat tiefe Einblicke in die frühere Welt der ursprünglich aus der staatlichen Post hervorgegangenen und später teilprivatisierten Telekom gewährt. Anfangs erzählte er kühl, wie es 2006 zur Parteispende von 960.000 Euro an das BZÖ kam, das mit Hubert Gorbach damals den Verkehrsminister stellte, der auch für die Telekom-Gesetze zuständig war. Um endlich eine Novelle der Universaldienstverordnung zu erhalten und eine lästige Pflicht loszuwerden, die zehn Umsatz-Millionen mehr bedeutete, habe er mit dem jetzt wie sechs andere angeklagten ExTelekom-Lobbyisten Peter Hochegger die verschleierte Parteispende durchgezogen. Mittels Scheingeschäften über zwei Werbeagenturen wurde das Geld dem BZÖ zugeschanzt.
„Scheinrechnungen sind leider Untreue“, meinte Schieszler nun ziemlich geläutert und philosophierte: Eigentlich wäre es eh viel gescheiter gewesen, die Telekom hätte den Parteien Spenden gleich direkt ausbezahlt. Ein Problem wären vielleicht der Verteilungsschlüssel und wohl auch der eventuell kritische Aufsichts-
Gernot Schieszler rat geworden, sinnierte Schieszler. Aber die Tat wäre nicht strafbar gewesen. So ein Budget hätte er gern gehabt, meinte der Mann.
Dann schilderte er, wie ihm diverse mit der Telekom fachlich verbandelte Politiker wie der mitangeklagte frühere BZÖTelekom-Sprecher Peter Wittauer „auf den Geist gegangen“sind. Der Tiroler habe stets irgendwelche und immer mehr Eintrittskarten verlangt. Außerdem sei er 2005 plötzlich mit dem früheren FPÖ-Bundesrat Wilhelm Grissemann aufgekreuzt und habe Schieszler gefragt: „Kannst du