Washington hat einen neuen „Postler“
Amazon-gründer Jeff Bezos (49) erstand die Zeitung „Washington Post“.
Am gefährlichsten ist es“, sagte Jeff Bezos einmal, „sich nicht von den anderen zu unterscheiden.“Wie anders er sein kann, bestätigt der 49-Jährige nun mit dem Kauf der „Washington Post“. Denn auf den ersten Blick leistet sich, fern jeder Logik, ein Internet-Pionier, der erst vor wenigen Monaten gemeint hat, in 20 Jahren werde es keine gedruckten Zeitungen mehr geben, ein zwar renommiertes, aber – aufgrund schwindender Leserzahlen – kriselndes Blatt. Zumindest machen Bezos die 189 Millionen Euro, die er für die „Post“hinlegte, nicht ärmer. Der Preis entspricht in etwa einem Prozent des Gesamtvermögens des Gründers des OnlineHändlers amazon.com.
Der Mann, der nach eigenen Angaben schon lange keine gedruckten Zeitungen mehr liest, war stets ein Technikfreak. Bereits als Teenager bastelte er eine 19 unter den wohlhabendsten Erdenbürgern. Da das Werkl Amazon rennt, bleibt Zeit für sein liebstes Hobby – den Weltraum. 2000 gründete er das private Raumfahrtunternehmen Blue Origin und seither bastelt er eifrig an Trips ins Universum samt eigenem Raumschiff. Dem Absturz eines unbemannten Prototyps folgte – aus Forschungsdrang – die Bergung der auf dem Meeresgrund liegenden Triebwerke von Apollo 11, mit der Neil Armstrong den Mond betrat.
An die klassisch gedruckte Zeitung mag Bezos nicht mehr glauben, an den Journalismus und daran, dass Leser für Abos auf Tablet-Computern bezahlen, hingegen schon. Mehr verrät der Amerikaner nicht über seine Pläne: „Durch das Internet ist alles im Wandel und es gibt keine Karte für den Weg in die Zukunft. Wir werden experimentieren müssen.“