Kleine Zeitung Steiermark

Viel Spaß mit dem Ferrari

Ein Autohändle­r verkaufte einen Ferrari um 345.000 Euro weiter. Problem: Wem hätte er das Geld geben müssen?

- VON FALL ZU FALL ALFRED LOBNIK ALFRED LOBNIK

Der Ferrari FF kostet rund 345.000 Euro, hat eine 6,3-Liter-V12-Maschine, leistet 660 PS und bringt einen in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 – oder ziemlich schnell für zehn Jahre ins Gefängnis.

Was man alles am Landesgeri­cht über Ferrari-Fahrer lernen kann: Ein Wiener Unternehme­r holt sich den neuen FF. Das heißt, sein Autohändle­r besorgt ihn über eine LeasingFir­ma. „Heute least das jeder.“

Dann hat er einen Monat „Spaß damit“. Das Auto ist nie angemeldet, die Kennzeiche­n sind „geliehen“. Dann gibt er den Ferrari zurück. Sein Händler und/oder er stellen den FF zu einem befreundet­en Händler in die Steiermark, damit der ihn verkauft (oder verleast?).

Letzte Woche zahlte der Wiener die letzte Rate an die Leasing-Firma, obwohl der steirische Händler den FF schon vor eineinhalb Jahren (!) weiterver- kauft hatte. Der neue Fahrer zahlt Raten an einen neuen Finanziere­r – und tat das sogar, als der Ferrari monatelang beschlagna­hmt war. Der Autohändle­r sitzt unter der Anklage, den 345.000 Euro teuren Boliden veruntreut zu haben, vor Richter Günter Sprinzel.

„Ich habe nie eine Rechnung von der Leasing-Firma bekommen“, sagt er, obwohl er darum „gebettelt“habe. Was sollte er an wen zahlen? An die LeasingFir­ma? Den Wiener? Wem gehört das Auto? Wer hat die Original-Papiere? Und überhaupt.

Ein Richter, zwei Schöffen, ein Staatsanwa­lt und vier (!) Anwälte reden sich die Köpfe heiß. Inzwischen hat der Händler eine Rechnung. „Und ich habe das Geld gestern an die Leasing-Firma überwiesen.“Man wartet auf eine SMS, dass es eingetroff­en ist. acht nichts“, sagt der Richter. „Das erwarten wir auch noch.“Es wird ohnehin vertagt. Und man fragt sich, ob ein Ferrari den Spaß wert sein kann.

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