Entlang der Armutsgrenze
Der Salzburger Filmemacher David Groß erforscht das Wohlstandsland Österreich: zu Fuß und ohne Geld. Gestern machte er in Graz Station.
Im Burgenland heftete sich die Hitze zuletzt auf seine Sohlen: Der Asphalt schmolz und klebte an der Unterseite seiner Schuhe fest. Die Rekordtemperaturen verschärfen die Mission von David Groß. Vor drei Wochen startete der Salzburger Filmemacher einen Selbstversuch: Seitdem wandert er, ohne auch nur einen Cent sowie ohne Bank- und Kreditkarte in der Tasche, durch Österreich. Schläft, wo man ihm einen Platz anbietet. Trampt mit allen, die ihn einsteigen lassen. Und isst, was er geschnorrt bekommt: „Ich wollte die eigene Komfortzone verlassen“, erklärt der 34-Jährige seine Beweggründe. Ganz bewusst entlang der geografischen Randzonen nähert er sich sozialen Rändern.
Unsichtbare Armut
Groß erfährt, was Armut mitten im Wohlstandsland Österreich bedeuten kann. Bemerkt, dass Dürftigkeit in den Städten kaum sichtbar ist. Und erlebt, dass es nicht nur Klischees über die Armut, sondern auch über den Reichtum gebe. „Schon drei Vermögensberater haben mich im Auto jeweils ein Stück mitgenommen“, erzählt er.
Er gehe nicht für den Weltfrieden, aus sportlichem Interesse oder für seinen ökologischen Fußabdruck. Sondern: „Es steckt eine persönliche Motivation dahinter, über meinen Schatten zu springen und einen bewussteren Umgang mit Konsum zu erleben.“Überfluss, Verschwendung und nachhaltiger Lebensstil beschäftigten ihn schon lange. Auf seinem Blog hält er alles fest: http://ohnegelddurchösterreich.at Am Ende seiner Tour will er die Begegnungen in einem Buch zusammenfassen. „In den letzten drei Wochen habe ich mehr erlebt als im letzten halben Jahr.“Noch stehen Kärnten und Tirol auf seiner Landkarte. Und nachdem er seinem beleidigten Magen im Vinzidorf in Graz eine Auszeit gönnte, wollte er nach unserem Gespräch die Stadt erkunden.