Kleine Zeitung Steiermark

„Ans Aufhören denke ich noch ZUR PERSON

Der Vorarlberg­er Kurt Adam ist 77 Jahre alt und damit der älteste aktive Rallyefahr­er der Welt. Er absolviert seine 47. Saison und kommt als Führender der Division III zur Rallye nach Weiz.

- RAIMUND HEIGL

Begonnen hat alles am 24. April 1953. Also vor 60 Jahren. Da hat ein gewisser Kurt Adam mit dem Motorrad an einer Wertungsfa­hrt in Krems, seinem Heimatort, teilgenomm­en. Es war seine erste Motorsport-Erfahrung, er wurde auf Anhieb Zweiter. Später fuhr er Speedway-Rennen und holte sogar einmal einen WM-Punkt, ehe ihm im Jahr 1967, als er in der Schweiz lebte, in Vorarlberg ein Plakat auffiel: Jedermann-Rallye. „Meine damalige Freundin hat damals schon einen Porsche gehabt. Dann hab ich gesagt: ,Fahr’ ma einmal mit.‘ Ich hab den Beifahrer gemacht, aber ich hab so einen Blödsinn angesagt, dass es nicht gut gelaufen ist. Also bin ich am 11. Juli 1936 Wolfurt Maschinenm­echaniker Rallye Speedway-Rennen in den 1950er-Jahren, RallyeDebü­t 1967 Winter-Rallye Vorarlberg. Seit damals hat er keine Saison ausgelasse­n, Höhepunkte waren auch Marathon-Rallyes wie die Donau-Rallye nach Rumänien über 3000 Kilometer. danach selber gefahren“, erzählt Kurt Adam über den Beginn seiner Rallye-Laufbahn.

47 Saisonen später fährt der 77Jährige, der seit Jahrzehnte­n in Vorarlberg lebt, noch immer. „Nein, ans Aufhören denke ich noch nicht. Es ist mein Leben, es macht mir Spaß und es ist schön, wenn manchmal ein paar Jüngere hinter mir sind“, sagt er bescheiden. Er kann sich also sehr gut vorstellen, auch mit 80 Jahren noch dabei zu sein.

„Ich lebe heute, nicht gestern oder morgen, und gehe Schritt für Schritt“, ist sein Credo. „Zum Briefmarke­nsammeln bin ich noch zu jung, ich brauche noch ein bisschen Action.“Ganz viel Action gab es in seiner Anfangszei­t, als es noch die MarathonRa­llyes gegeben hat. „Die Donau- Rallye von Wien nach Rumänien in zweieinhal­b Tagen – das war ein Wahnsinn. Auf 3000 Kilometern hatten wir 14 Sonderprüf­ungen. Gott sei Dank gibt es das heute nicht mehr“, meint Adam.

Führender der Division III

„Ich war nie Weltmeiste­r, nie Europameis­ter, ich bin immer irgendwie mitgeschwo­mmen“, erzählt er. Doch heuer führt er mit seinem 16 Jahre alten Seat Ibiza die Division III an. „Im Vorjahr hätte ich sie fast gewonnen, aber dann ist im Waldvierte­l mein Motor hochgegang­en. Dann haben wir gesagt, vielleicht klappt es ja nächstes Jahr. Wir haben ja noch Zeit.“Die große Karriere hat der gelernte Mechaniker vor allem aus finanziell­en Gründen nie geschafft. „Ich musste mir immer alles selber bezahlen und mein Auto selber aufbauen. Natürlich habe ich Zulieferer, die mir finanziell helfen, und einen Tuner, der mir den Motor herrichtet. Aber das meiste bereite ich selber in der Werkstatt vor.“

Und wie geht es einem 77-Jährigen mit der Hitze im RallyeAuto ohne Klimaanlag­e, dazu im feuerfeste­n Overall und mit Handschuhe­n? „Das ist eher eine Frage der Einstellun­g. Ich gehe in kein Fitnessstu­dio. Aber solange ich noch unters Auto kraxeln kann, passt es schon“, sagt Adam.

30 Jahre lang, von 1981 an, war er mit seiner Gattin Hanide als Beifahreri­n unterwegs. Doch im Vorjahr erkrankte diese an einem Krebsleide­n und absolviert derzeit eine Chemothera­pie. „Das hat auch mich sehr mitgenom-

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In einem Seat Ibiza wagt Kurt Adam – mit 77 Jahren ältester Rallyefahr­er der Welt – am Freitag und Samstag bei der Rallye Weiz wieder ganz große
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Beifahreri­n Gerlinde Krenn weist Kurt Adam den Weg

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