Suhrkamp: Nun begann das Insolvenzverfahren
Dem finanziell schwer angeschlagenen Verlag fehlen derzeit angeblich drei Millionen Euro.
BERLIN. Nächster Akt im monatelangen Streit um den erheblich ins Schlingern geratenen Suhrkamp-Verlag. Gestern wurde in Berlin das Insolvenzverfahren eröffnet. Ende Mai hatte der traditionsreiche Verlag bekanntlich ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Danach haben die Beteiligten bis zu drei Monate Zeit, Sanierungsvorschläge zu unterbreiten.
Daher kommt dieses Verfahren nicht überraschend, es ist der juristisch nächste Schritt, um das Überleben des wichtigsten Literaturverlags Deutschlands zu sichern – trotz des permanenten Machtkampfes zwischen Verlegerwitwe Ulla Unseld-Berkéwicz und dem umstrittenen Medieninvestor und dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach.
Nach Angaben des Verlags sieht der Insolvenzplan die Um- wandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft vor. Dieser Schritt sichere die Existenz und Handlungsfähigkeit des Verlags, teilte das Unternehmen mit. Der Gesellschafterstreit werde das operative Geschäft nicht mehr länger beeinträchtigen, hieß es. Denn der wahre Verlierer könnte in diesem Fall doch noch Hans Barlach sein – er würde zahlreiche Sonderrechte verlieren.
Für neue Aufregung sorgte gestern ein Bericht der Tageszeitung „Die Welt“. Danach fehlen dem Suhrkamp-Verlag derzeit drei Millionen Euro. Dies gehe aus einer eidesstattlichen Erklärung eines Geschäftsführers hervor. Diese Angaben wurden weder bestätigt noch dementiert. Tatsache ist, dass der Verlag derzeit auch wegen des Verfahrens keinerlei Bankkredite bekommt.