Kleine Zeitung Steiermark

Aus der Misere

Die Muslime im Kosovo galten stets als liberal. Armut und importiert­er Fanatismus haben viele radikalisi­ert. Außenminis­ter Kurz sucht Allianzen gegen den Terror.

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Es waren nur zwei Fotos, die der kosovarisc­he Dschihadis­t Lavdrim Muhaxheri im vergangene­n Sommer über Facebook postete. Aber sie lösten in seiner Heimat Abscheu und Entsetzen aus. Das eine zeigt den feisten jungen Mann irgendwo in der Syrischen Wüste mit einem schmächtig­en Teenager, der vor ihm kniet. Mit der linken Pranke hat Lavdrim das Kinn des Jugendlich­en gepackt und dreht dessen Kopf gewaltsam nach oben. Mit der rechten hält er lässig ein kurzes Messer umfasst. Das zweite Bild zeigt den radikalen Islamisten nach vollbracht­er Tat mit blutbeschm­ierten Händen und seiner Trophäe, dem abgeschnit­tenen Kopf des Jugendlich­en.

Der Henker hat sein Opfer nicht lange überlebt. Kurdische Kämpfer brachten den 24-jährigen Euro-Dschihadis­ten wenige Wochen später zur Strecke. Aber das Grausen über seine barbarisch­e Tat ist geblieben und mit ihm die Frage, die man sich auch überall sonst in Europa und in der westlichen Welt stellt: Wie kann es sein, dass junge Leute, die mit dem Islam in ihrem bisherigen Leben nicht viel am Hut hatten, nun plötzlich in Rudeln nach Syrien und in den Irak fahren, um dort im Sold der Terrorband­e „Islamische­r Staat“anderen Menschen die Köpfe abzuschnei­den?

Lavdrim, der Schlächter, war kein unbeschrie­benes Blatt in seiner Heimat. Medien in der Hauptstadt Prishtina wussten im Sommer zu berichten, dass er 2008, als der Kosovo seine Unabhängig­keit von Serbien erklärte, von Belgrader Geheimdien­stkreisen angeheuert worden sei, um Unruhe in der abtrünnige­n Provinz zu stiften. Wenige Wo- chen vor der Enthauptun­g des Teenagers hatte er ein Video auf Youtube gestellt, in dem er zum „Heiligen Krieg“aufruft und seinen kosovarisc­hen Pass zerstört.

Zwischen 100 und 200 junge Kosovaren sollen nach Angaben der Regierung in Prishtina in Syrien und im Irak im Sold des IS und anderer radikalisl­amischer Gruppierun­gen kämpfen. Das ist eine im europäisch­en Vergleich relativ hohe Zahl und für ein kleines Land wie den Kosovo erst recht. Zwar ist das Land mehrheitli­ch von albanischs­prachigen Muslimen bevölkert. 98 Prozent der Bevölkerun­g gehören der sun-

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