Umfrage stärkt dem Univiertel den Rücken
Anrainerbefragung stellt Grazer „Partymeile“überraschend gutes Zeugnis aus. Nun überlegt die Politik Maßnahmen im Sinne einiger Wirte.
Der vermeintliche Patient liegt in Einzelteile zerlegt da: Diagramme, auf dem Stadtplan markierte Farbpunkte und 14 Seiten Papier sezieren das Grazer Univiertel. Jenes Areal rund um die Elisabethstraße, das seit Jahren als „Partymeile“polarisiert – und deren Anrainer nun erstmals befragt wurden.
Gestern wurde das mit Spannung erwartete Ergebnis der Umfrage präsentiert – und es ist (für viele überraschend) positiv ausgefallen: Die große Mehrheit jener Bewohner, die den Fragebogen beantworteten, ist mit der Lebensqualität zufrieden.
Bürgermeister Siegfried Nagl (VP), der die Umfrage in Auftrag gegeben hat, betonte in einer ersten Reaktion: „Damit bleibt das Univiertel das Univiertel.“Vom Zusperren, vom Ende der bestenfalls vor Glück trunkenen Jahre sei ohnehin nie die Rede gewesen – nun aber könne man jenen, die laufend über das Univiertel klagen, anders entgegentreten.
Vor allem aber ortet Nagl in diesem Ergebnis eine Argumentationshilfe, wenn es darum geht, im Gemeinderat eine Änderung der Flächenwidmungen anzustreben – und so Wirten entgegenzukommen. Das Univiertel holt also neuen Schwung.
Dass sich bei einigen Beteiligten gestern eine leichte Katerstimmung breitmachte, ging beinahe unter. Die Gründe? Von 3689 „stimmberechtigten“Anrai- nern machten nur 921 mit. Von diesen fühlen sich dennoch 295 durch die „Fortgeh-Lokale in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt“; die Lösung für das Univiertel konnte also auch gestern nicht präsentiert werden – und somit bleibt ein schwer verdaulicher Cocktail aus Paragrafen, Dezibelmessungen sowie unterschiedlichen Interessen bestehen.
Seit Jahren rumort es im Grazer Univiertel: Vom Alkoholverbot im Jahr 2009 bis zum „Ausnahmezustand auf Probe“, den die Junge Volkspartei 2012 initiierte – allein die samstägliche Video- überwachung in Bruck an der Mur konnte steiermarkweit in puncto Aufregung mithalten.
„Vor Karren spannen lassen“
Bürgermeister Nagl jedenfalls hebt seit gestern mit Nachdruck den Zeigefinger: Weil das Umfrageergebnis ein anderes Bild zeichne – und manche Schlagzeile relativiere. „Ich muss gestehen, auch ich habe mich da vor einen Karren spannen lassen“, so Nagl.