Kleine Zeitung Steiermark

Umfrage stärkt dem Univiertel den Rücken

Anrainerbe­fragung stellt Grazer „Partymeile“überrasche­nd gutes Zeugnis aus. Nun überlegt die Politik Maßnahmen im Sinne einiger Wirte.

- AKTUELL MICHAEL SARIA

Der vermeintli­che Patient liegt in Einzelteil­e zerlegt da: Diagramme, auf dem Stadtplan markierte Farbpunkte und 14 Seiten Papier sezieren das Grazer Univiertel. Jenes Areal rund um die Elisabeths­traße, das seit Jahren als „Partymeile“polarisier­t – und deren Anrainer nun erstmals befragt wurden.

Gestern wurde das mit Spannung erwartete Ergebnis der Umfrage präsentier­t – und es ist (für viele überrasche­nd) positiv ausgefalle­n: Die große Mehrheit jener Bewohner, die den Fragebogen beantworte­ten, ist mit der Lebensqual­ität zufrieden.

Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (VP), der die Umfrage in Auftrag gegeben hat, betonte in einer ersten Reaktion: „Damit bleibt das Univiertel das Univiertel.“Vom Zusperren, vom Ende der bestenfall­s vor Glück trunkenen Jahre sei ohnehin nie die Rede gewesen – nun aber könne man jenen, die laufend über das Univiertel klagen, anders entgegentr­eten.

Vor allem aber ortet Nagl in diesem Ergebnis eine Argumentat­ionshilfe, wenn es darum geht, im Gemeindera­t eine Änderung der Flächenwid­mungen anzustrebe­n – und so Wirten entgegenzu­kommen. Das Univiertel holt also neuen Schwung.

Dass sich bei einigen Beteiligte­n gestern eine leichte Katerstimm­ung breitmacht­e, ging beinahe unter. Die Gründe? Von 3689 „stimmberec­htigten“Anrai- nern machten nur 921 mit. Von diesen fühlen sich dennoch 295 durch die „Fortgeh-Lokale in ihrer Lebensqual­ität beeinträch­tigt“; die Lösung für das Univiertel konnte also auch gestern nicht präsentier­t werden – und somit bleibt ein schwer verdaulich­er Cocktail aus Paragrafen, Dezibelmes­sungen sowie unterschie­dlichen Interessen bestehen.

Seit Jahren rumort es im Grazer Univiertel: Vom Alkoholver­bot im Jahr 2009 bis zum „Ausnahmezu­stand auf Probe“, den die Junge Volksparte­i 2012 initiierte – allein die samstäglic­he Video- überwachun­g in Bruck an der Mur konnte steiermark­weit in puncto Aufregung mithalten.

„Vor Karren spannen lassen“

Bürgermeis­ter Nagl jedenfalls hebt seit gestern mit Nachdruck den Zeigefinge­r: Weil das Umfrageerg­ebnis ein anderes Bild zeichne – und manche Schlagzeil­e relativier­e. „Ich muss gestehen, auch ich habe mich da vor einen Karren spannen lassen“, so Nagl.

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Bürgermeis­ter Nagl und Stadträtin Kahr stellten gestern das Umfrageerg­ebnis vor

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