Kleine Zeitung Steiermark

Malmström verteidigt BIS 2016 SOLL DAS ABKOMMEN VERHANDELT SEIN

EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström warb in Wien für das umstritten­e Transatlan­tische Handelsabk­ommen mit den USA. Sie bekam viel Kritik zu hören.

- CLAUDIA HAASE

MITTWOCH,

S21. JÄNNER 2015, SEITE 28 o ganz bis ins letzte Detail wissen Befürworte­r und Gegner des umstritten­en Handelsabk­ommens TTIP (Transatlan­tic Trade and Investment Partnershi­p) ja immer noch nicht, was die EU und die USA alles genau verhandeln. Das verriet die seit November amtierende EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström auch bei ihrem Wien-Besuch am Dienstag nicht. „Wir können das nicht bis in jede Einzelheit vor laufenden Kameras machen“, warb sie um Verständni­s für die „größtmögli­che“, eben nicht totale Transparen­z im wichtigste­n Wirtschaft­sabkommen, das die Europäisch­e Union je verhandelt hat. Und „wahrschein­lich“, wie es die Schwedin formuliert­e, dürfen dann auch die nationalen Parlamente darüber abstimmen, wenn es fertig ist.

Malmström hatte sich erst im Ziel: TTIP soll die USA und Europa zu einem Wirtschaft­sraum machen. 800 Millionen Menschen leben in der EU und den USA. Die Idee gibt es seit den 1960er-Jahren. Umsetzung: Gemeinsame Industries­tandards machen doppelte Zulassungs­verfahren überflüssi­g. Befürworte­r sehen das positiv, Kritiker fürchten um Qualität. Parlament, vor dem Gegner ein trojanisch­es Pferd aufgefahre­n hatten, einer nicht öffentlich­en Debatte gestellt. Am Nachmittag legte sie dann auch in einer öffentlich­en Diskussion ihre Standpunkt­e dar und versprach: „Wir werden kein Abkommen abschließe­n, von dem wir nicht überzeugt wären, dass es gut ist.“

Spätestens nach dem Redemarath­on dürfte der Schwedin klar geworden sein, dass sich in Österreich der Widerstand vor allem gegen die Investitio­nsschutzkl­auseln längst nicht mehr auf Organisati­onen wie Attac oder Greenpeace beschränkt, wenn künftig tatsächlic­h Schiedsger­ichte anstelle der ordentlich­en Gerichte über Konzernint­eressen bescheiden sollten.

Bundeskanz­ler Werner Faymann hat dazu inzwischen Bedenken angemeldet, obwohl er ursprüngli­ch für die Aufnahme Investoren­schutz: Das heikelste Thema. Die Kommission wird wegen der heftigen Kritik bis Frühjahr einen neuen Vorschlag ausarbeite­n. Weltweit gibt es 1400 solcher Abkommen, Österreich hat 65. Zeitplan: Abschluss der Verhandlun­gen ist für 2016 geplant. US-Präsident Obama mahnte vor Kurzem Fortschrit­te ein. der Investklau­seln in das Abkommen gestimmt hatte.

Dass der Investitio­nsschutz ein „Knackpunkt“werde, räumte auch Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) bei der Diskussion in der Akademie der Wissenscha­ften ein. Mitterlehn­er, expliziter TTIP-Befürworte­r – „der einzige in der Regierung“, wie er sagte –, forderte „eine qualitativ­e Verbesseru­ng des Investitio­nsschutzes, weil sonst die Akzeptanz in Österreich fehlt“. Von einem „gut gemachten Abkommen“werde Österreich aber profitiere­n. Die Diskussion um die Kennzeiche­nverordnun­g bei Lebensmitt­eln sei noch zu führen, grundsätzl­ich könne es zu keiner Senkung österreich­ischer Standards kommen. Er erwarte allerdings auch eine gewisse Qualität in der öffentlich­en Diskussion. „Manchmal denke ich, es geht um einen Angriff aus dem All.“

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Vor dem Parlament in Wien protestier­ten Dienstagfr­üh zwei Dutzend Aktivisten etwa von Greenpeace und Attac: TTIP sei
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