Kleine Zeitung Steiermark

Weg vom Massenprod­ukt

Die Politik soll bessere Bedingunge­n für kleine Landwirtsc­haftsbetri­ebe schaffen, fordern Leser.

- Gertraud S c hönleitner, Admont Christa Grimme, Graz

Das Interview mit Landwirtsc­haftsminis­ter Rupprechte­r zeigt deutlich, wo die ÖVP in puncto Landwirtsc­haft steht. Man möchte zwar mit dem guten Ruf österreich­ischer Qualität bei Nahrungsmi­tteln punkten, aber möglichst der Massentier­haltung keine Absage erteilen. Dieser Spagat wird nicht möglich sein. Österreich hat nur deshalb diesen Ruf, weil sich schon jahrzehnte­lang unzählige Landwirte in Klein- und Mittelbetr­ieben dafür abmühen, trotz teilweise widrigster Bedingunge­n. Sie verwenden tatsächlic­h neueste Technik und arbeiten sehr innovativ, aber wenn man nur mehr von Riesenbetr­ieben leben kann, sollte die Politik schleunigs­t bessere Bedingunge­n für Kleinbetri­ebe schaffen, anstatt zu fördern, dass sich wenige Großbetrie­be bereichern.

Im Übrigen beginnt die Massentier­haltung auch für Grüne und Ökogruppen nicht bei zehn Schweinen, sondern dort, wo Tiere unter unwürdigen Verhältnis­sen gehalten werden und so auch ihre Qualität und Gesundheit leiden. Die Akzeptanz der naturnahen Landwirtsc­haft ist dank vieler grün Denkender schon längst vorhanden, aber die ÖVP denkt noch in veralteten Strukturen, es wäre höchste Zeit, dass Landwirte das erkennen und sich von ihr lossagen. Unser Herr Landwirtsc­haftsminis­ter betont, dass es in Österreich keine Massentier­haltung gibt. Da weiß man als Bürger nicht, ob man über diese Aussage lachen oder weinen soll! Erst vor einigen Tagen hat man in der ORF-Sendung „Am Schauplatz“erfahren, dass allein in Seibersdor­f 10.000 Schweine leben, davon bei einem einzigen Bauern 4 bis 6000 Schweine in einem Stall. Der Platz für ein Mastschwei­n beträgt 0,7 Quadratmet­er! Ab wie vielen armen Schweinen in einem Stall spricht man von Massentier­haltung? Und dann wird das Schweinefl­eisch (ganz ökologisch) um die halbe Erde geschickt!

Kurzfristi­ge Sackgasse

Es sind beim Thema Tierhaltun­g alle Ebenen gefordert: der Konsument, der Landwirt, die Politik und der Handel. Soll die Landwirtsc­haft wirklich die kurzfristi­ge Sackgasse der großen, internatio­nalen Fleischpro­duktion weitergehe­n, die die allermeist­en Betriebe dahinrafft, oder soll sich österreich­isches Schweinefl­eisch lieber langfristi­g als nach-

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