Reichelt denkt nicht
Nur nicht daran denken: warum sein Sieg im Vorjahr für Hannes Reichelt auch vor dem ersten Training 2015 kein Thema war.
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Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem Hannes Reichelt im Starthaus der Streif steht, spätestens, wenn er auch nur zur Besichtigung den ersten Hang hinunter in Richtung Mausefalle rutscht und wegen des eisigen Untergrunds erst nach dem ersten Tor stehen bleiben kann, spätestens dann sind die Gedanken immer dieselben. „Warum wird es da herunter nie flacher“, denkt sich der Radstädter dann. Gedanken an den Sieg vor einem Jahr? Wie weggeblasen. Gedanken an das Martyrium mit seinem Rücken, der Bandscheiben-Operation nur drei Tage danach? Keine Spur. Gedanken daran, was alles hätte passieren können, dass er statt auf dem Siegerpodest auch im Rollstuhl hätte landen können? Inexistent. In diesem Moment.
Keine Schmerzen
„Ganz ehrlich: Wenn du mich jetzt nicht daran erinnert hättest, dann hätte ich den Rücken komplett vergessen. Auch im Ziel“, sagt der 34-Jährige und erklärt, warum: „Hier auf dieser Strecke ist der Fokus ein anderer. Und er muss es auch sein. Bevor es losgeht, denke ich daran, wie ich fahren muss. Und danach denke ich daran, wie ich gefahren bin. Da
Hannes Reichelt habe ich genug zu tun“, sagt der Salzburger. Der Rücken? „Solange ich nichts spüre, denke ich nicht daran.“Und die Operation hat gewirkt: Reichelt ist schmerzfrei.
Die Erinnerungen ans Vorjahr, als sein Gedanke nach dem Ziel nur bedingt dem Sieg galt, sondern eher dem nächsten Sessel, weil die Rückenschmerzen so stark waren, schiebt Reichelt von sich. Lieber spricht er über die aktuelle Streif, auf der er schon im ersten Training seine Anwartschaft auf eine erfolgreiche Titelverteidigung unterstrich. Die gute Form vom Sieg in Wengen ist also konserviert. „Es war ganz gut für den ersten Lauf. Aber hier musst du auch andrücken, damit du sicher unterwegs bist.“Und dann liefert Reichelt ungefragt sein Resümee für den Tag: „Es geht ganz schön zur Sache hier.“