Engpass: Spital
Oststeirer stöhnen, Spital Oberwart hat OPs infolge neuer Arbeitszeitregeln absagen müssen. Arzt: „System ist am Boden.“
Das neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte – kürzere Arbeitszeiten, konsequentere Ruhezeiten – hat Löcher in die Dienstpläne vieler Häuser gerissen. Zum Brennpunkt entwickelt sich das für die Oststeiermark wichtige Schwerpunktspital Oberwart im Burgenland. Da es an einsetzbaren Anästhesisten mangelt, mussten Operationen vertagt werden. „Die operative Versorgung ist beeinträchtigt. Das System liegt am Boden“, schlägt ein Spitalsmediziner Alarm. Zu den 18 Anästhesisten benötige man acht weitere.
Die Zahlen, die der Arzt der Kleinen Zeitung übermittelt, sind brisant: Im Februar und März seien drei Viertel der OPs abgesagt worden – rund 200 Eingriffe. 690 OP-Stunden vom Februar 2014 seien heuer auf unter 240 Stunden gekürzt worden. Schmerzende Gelenke, Leistenbrüche, entzündete Gallenblasen oder Harnleitersteine würden erst operiert, wenn sich die Situation der Patienten zuspitze, behauptet der Arzt. „Die Qualität leidet.“
Verzögerungen
Die Spitalsleitung in Oberwart räumt Verzögerungen ein, bestreitet jedoch das Ausmaß. Verschoben werden im Februar 55 nicht akute OPs, im März 30, so der ärztliche Direktor Kurt Resetarits. Kein dringender Eingriff sei storniert worden. „Mit einem Leistenbruch kann ich theoretisch jahrelang herumlaufen.“
Als Schwerpunktspital mit vielen Nachtdiensten sei Oberwart besonders von der Ruhezeitregelung betroffen. Eine Kooperation mit Güssing und Oberpullendorf und eine eigene Schichtdienstregelung könnten helfen. „An beidem wird gearbeitet.“
Eine „ernste, aber nicht besorgniserregende Situation“sieht man beim burgenländischen Gesundheitslandesrat Peter Rezar. „Das wird sich einpendeln“, sagt Büroleiterin Gerlinde Stern-Pauer. Den Grund für den Aufschrei meinen sie und Resetarits zu kennen: Damit solle Druck in die Gehaltsverhandlungen kommen.
„Unsinn“, empört sich der Arzt aus Oberwart. Das Management habe das Problem ignoriert. Am Lösungswillen zweifelt er: Für Oberwart sei kein einziger Anästhesiejob ausgeschrieben. Der Betriebsrat wiederum sagt zu den Zahlen nichts. „Das Problem gibt es bundesweit. Eine Lösung wird gesucht“, erklärt Vorsitzender Dietmar Ochsenhofer.
Im LKH Graz hat man dem Vernehmen nach bereits erhöhten Patiententourismus aus dem Südburgenland registriert, was die Kages nicht bestätigt. Aber: Hartberg meldete gestern als einziges LKH Auslastungsspitzen.