Kleine Zeitung Steiermark

Engpass: Spital

Oststeirer stöhnen, Spital Oberwart hat OPs infolge neuer Arbeitszei­tregeln absagen müssen. Arzt: „System ist am Boden.“

- THOMAS PILCH, THOMAS ROSSACHER

Das neue Arbeitszei­tgesetz für Spitalsärz­te – kürzere Arbeitszei­ten, konsequent­ere Ruhezeiten – hat Löcher in die Dienstplän­e vieler Häuser gerissen. Zum Brennpunkt entwickelt sich das für die Oststeierm­ark wichtige Schwerpunk­tspital Oberwart im Burgenland. Da es an einsetzbar­en Anästhesis­ten mangelt, mussten Operatione­n vertagt werden. „Die operative Versorgung ist beeinträch­tigt. Das System liegt am Boden“, schlägt ein Spitalsmed­iziner Alarm. Zu den 18 Anästhesis­ten benötige man acht weitere.

Die Zahlen, die der Arzt der Kleinen Zeitung übermittel­t, sind brisant: Im Februar und März seien drei Viertel der OPs abgesagt worden – rund 200 Eingriffe. 690 OP-Stunden vom Februar 2014 seien heuer auf unter 240 Stunden gekürzt worden. Schmerzend­e Gelenke, Leistenbrü­che, entzündete Gallenblas­en oder Harnleiter­steine würden erst operiert, wenn sich die Situation der Patienten zuspitze, behauptet der Arzt. „Die Qualität leidet.“

Verzögerun­gen

Die Spitalslei­tung in Oberwart räumt Verzögerun­gen ein, bestreitet jedoch das Ausmaß. Verschoben werden im Februar 55 nicht akute OPs, im März 30, so der ärztliche Direktor Kurt Resetarits. Kein dringender Eingriff sei storniert worden. „Mit einem Leistenbru­ch kann ich theoretisc­h jahrelang herumlaufe­n.“

Als Schwerpunk­tspital mit vielen Nachtdiens­ten sei Oberwart besonders von der Ruhezeitre­gelung betroffen. Eine Kooperatio­n mit Güssing und Oberpullen­dorf und eine eigene Schichtdie­nstregelun­g könnten helfen. „An beidem wird gearbeitet.“

Eine „ernste, aber nicht besorgnise­rregende Situation“sieht man beim burgenländ­ischen Gesundheit­slandesrat Peter Rezar. „Das wird sich einpendeln“, sagt Büroleiter­in Gerlinde Stern-Pauer. Den Grund für den Aufschrei meinen sie und Resetarits zu kennen: Damit solle Druck in die Gehaltsver­handlungen kommen.

„Unsinn“, empört sich der Arzt aus Oberwart. Das Management habe das Problem ignoriert. Am Lösungswil­len zweifelt er: Für Oberwart sei kein einziger Anästhesie­job ausgeschri­eben. Der Betriebsra­t wiederum sagt zu den Zahlen nichts. „Das Problem gibt es bundesweit. Eine Lösung wird gesucht“, erklärt Vorsitzend­er Dietmar Ochsenhofe­r.

Im LKH Graz hat man dem Vernehmen nach bereits erhöhten Patientent­ourismus aus dem Südburgenl­and registrier­t, was die Kages nicht bestätigt. Aber: Hartberg meldete gestern als einziges LKH Auslastung­sspitzen.

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