Am Abgrund des Schreckens
Das Bombenattentat in Oberwart jährte sich zum 20. Mal. Bei einer Feier wurde der vier Todesopfer gedacht.
OBERWART. Es war in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995, als vor den Toren der RomaSiedlung in Oberwart die von Franz Fuchs fabrizierte Rohrbombe explodierte. Vier Männer der Roma-Gemeinde verloren dabei ihr Leben. Im Gedenken an diese heimtückische Tat war Oberwart gestern Schauplatz einer Feier, zu der viel Politik-Prominenz gekommen war, angeführt von Bundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Hans Niessl, Sozialminister Rudolf Hundstorfer sowie Rudolf Sarközi, dem Obmann des Vereins Österreichischer Roma.
Auftakt, wenn nicht gar Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Eröffnung der Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen“von Manfred Bockelmann im Offenen Haus Oberwart. Dort zeigt der Bruder von Udo Jürgens rund zwei Dutzend großformatige, mit Kohle gezeichnete Porträts von Kindern und Jugendlichen, die unter dem NaziRegime ihr Leben im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau lassen mussten, aber auch Bilder der ermordeten Roma von Oberwart.
Autor Peter Wagner vom Offenen Haus Oberwart sagte den Bildern eine kathartische Wirkung nach: „Der Künstler quält und befreit uns damit zugleich.“Sein künstlerisches Anliegen drückte Bockelmann selbst wie folgt aus: „Ich zeige nicht auf die Täter. Im Grunde genommen zeige ich auf uns selbst, wozu der Mensch fähig ist.“Das Bombenattentat bezeichnete er als Symbol für die böse Saat, die 50 Jahre nach Kriegsende aufgegangen sei.
Landeshauptmann Niessl mahnte ein, das Andenken an die Opfer wachzuhalten. „Lernen Sie, miteinander zu leben“, lautete sein Appell ans vielköpfige Publikum. Auch Bundespräsident Fischer fand deutliche Worte: „In den Kindergesichtern tut sich der tiefe Abgrund des Schreckens auf.“
Mit einem Fackelzug zur Gedenkstätte endete die würdevolle Feier.