Kleine Zeitung Steiermark

Argentinie­n im

- ALEXANDER BUSCH, SÃO PAULO

Vor fast drei Wochen wurde der argentinis­che Staatsanwa­lt Alberto Nisman mit einer Kugel im Kopf in seinem Appartemen­t aufgefunde­n. Seitdem rätseln die Argentinie­r darüber, ob es Mord, induzierte­r Suizid oder Selbstmord war.

Nur Präsidenti­n Cristina Kirchner ist wieder zur Tagesordnu­ng übergegang­en. In China auf Staatsvisi­te unterzeich­nete sie ein Dutzend Verträge – unter anderem für den Bau von Atomkraftw­erken in Patago- nien. In Peking erreichte sie auch eine der wenigen guten Nachrichte­n der letzten Wochen: Drei Richter weigern sich, die Präsidenti­n anzuklagen wegen des Vorwurfs, sie habe bei Geheimverh­andlungen mit dem Iran dessen Mittätersc­haft beim Anschlag auf ein jüdisches Kulturzent­rum vor 20 Jahren in Buenos Aires vertuschen wollen. Im Gegenzug soll Argentinie­n billiges Öl erhalten haben.

Zu diesem Schluss war Staatsanwa­lt Alberto Nisman nach jahrelange­n Recherchen gekommen. Seinen 300-seitigen Untersuchu­ngsbericht wollte er im Kongress vorstellen – doch der Tod kam dazwischen.

In seinem Papierkorb wurden Schriftsät­ze gefunden, in denen er die sofortige Festnahme der Präsidenti­n und ihres Außenminis­ters Héctor Timerman vorformuli­ert hatte.

Timerman soll der Drahtziehe­r der Vertuschun­gen gewe- sen sein und die Geheimverh­andlungen mit dem Iran geführt haben.

Doch nach Ansicht der Richter reichen die Beweise des Berichts nicht aus, um eine Anklage zuzulassen. Es scheint, als ob im aufgeheizt­en politische­n Klima in Buenos Aires kein Richter den Mut hat, den brisanten Fall anzunehmen. Möglicherw­eise ist die Faktenlage aber auch tatsächlic­h schlicht zu dünn.

Die autoritäre Präsidenti­n hat von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie sich im Fall des ermordeten Staatsanwa­lts selbst als Opfer eines Komplotts fühlt: Ohne jeden Beweis twitterte sie schon kurz nach Auffinden der Leiche über den „Selbstmord“Nismans, um dessen Tod kurz danach über Facebook „ohne jeden Zweifel“als Mord einzuschät­zen. Der Nährboden für Spekulatio­nen war aufbereite­t. Doch auch die Opposition konnte die Anklage-

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