Bann eines Politthrillers
punkte im Nisman-Bericht nicht erhärten. Dass Argentinien die Liste der verdächtigten Mittäter des Anschlags bei Interpol zurückgehalten habe, wie Nisman behauptet hatte, konnte nicht nachgewiesen werden. Es gibt auch keinen Nachweis in den Handelsbilanzen, dass es einen merklichen Anstieg des Austauschs Weizen gegen Öl zwischen Iran und Argentinien gegeben hätte, wie Nisman ebenfalls behauptet hatte.
Bombenattentat
Beim Bombenattentat auf ein jüdisches Kulturzentrum waren vor 20 Jahren 85 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Es war der größte Anschlag in der Geschichte des Landes. Als Drahtzieher galten lange Zeit syrisch-libanesische Kreise sowie der Iran. Bis heute ist das Verbrechen nicht aufgeklärt.
Staatsanwalt Nisman schon als Assistent die
hatte Aufklä- rung des Attentats begleitet. Er wurde vor zehn Jahren von Präsident Nestor Kirchner – Vorgänger im Amt und verstorbener Gatte von Cristina Kirchner - eingesetzt, um die Untersuchungen nach zahlreichen Schlampereien erneut aufzurollen.
Doch auch die neue Volte im Politthriller bringt bisher keine Aufklärung. Was in Argentinien nicht ungewöhnlich ist: Jeder Zeitungsleser kann ein Dutzend ungeklärter Verbrechen nennen, die immer wieder in den Schlagzeilen auftauchen. So politisch schwerwiegend die Vorwürfe auch sein mögen, für die Regierung Kirchner haben sie den Vorteil, dass weniger über die marode Wirtschaft berichtet wird: Bei einer Geldentwertung von 40 Prozent im Vorjahr ist die Wirtschaftsleistung um knapp zwei Prozent geschrumpft.
Hinzu kommt die leere Devisenkasse: Weil die Verschuldungslage immer noch unklar ist, bekommt Argentinien weiterhin keinen Kredit im Ausland. Mitte 2014 hatte ein Richter in New York den argentinischen Staat auf die sofortige Zahlung seiner Anleihenschulden bei einem Fonds verklagt. Doch die argentinische Regierung weigerte sich standhaft – und gilt seitdem wieder einmal als säumiger Schuldner. Seit Jahresbeginn hätte Argentinien die Möglichkeit, sich mit den klagenden Gläubigern gütlich zu einigen, ohne Unter Druck. Staatspräsidentin Kirchner dass die vorherigen Umschuldungsrunden ungültig würden. Inmitten des politischen Schlagabtauschs wegen des ermordeten Staatsanwalts könnte die Regierung sich jetzt relativ unauffällig mit der US-Justiz einigen. Argentinien wäre dann wieder kreditwürdig, und die Regierung könnte mit den einfließenden Dollars wieder Sozialhilfe für die vielen Armen im Land finanzieren. Denn die Präsidentin sorgt sich angesichts der Inflation und Rezession um ihre politische Basis.
Bei den Wahlen am 25. Oktober will sie unbedingt einen Nachfolger durchsetzen. Sie selbst kann nicht mehr antreten. Doch ein politisch von ihr bestimmter Nachfolger wird für die Präsidentin wegen der Verwicklungen im aktuellen Politthriller immer wichtiger: Nur ein ihr nahestehender Präsident kann verhindern, dass sie sich noch jahrelang mit dem Nisman-Verfahren herumschlagen muss.