Kleine Zeitung Steiermark

„Der Vertrag

Bundeskanz­ler Werner Faymann und Greenpeace-AustriaChe­f Alexander Egit über die umstritten­en Freihandel­sabkommen Ceta und TTIP.

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Herr Bundeskanz­ler, heute wird nach acht Verhandlun­gsrunden in Brüssel ein Zwischener­gebnis zum transatlan­tischen Freihandel­sabkommen mit den USA (TTIP) präsentier­t. Kennen Sie den Inhalt? FAYMANN: Nein. Am meisten würde mich interessie­ren, wie die weitere Vorgangswe­ise ausschaut. Das Freihandel­sabkommen hat ja nicht nur den positiven Effekt, dass man miteinande­r handelt, sondern auch den negativen einer weiteren Ausweitung von Konzernrec­hten.

Die Investitio­nsschutzkl­ausel? FAYMANN: Genau. Konzerne der Realwirtsc­haft haben in der Vergangenh­eit gezeigt, wie mächtig sie sind in der Durchsetzu­ng ihrer Interessen. Man braucht sich nur anzuschaue­n, wie wenig Steuern sie zahlen, wie gut sie mit Steueroase­n und Sonderabko­mmen in der Lage sind, sich demokratis­cher Kontrolle und Transparen­z zu entziehen.

Das klingt nach totaler Ablehnung von Freihandel­sabkommen. FAYMANN: Nein. Es gibt ja den Freihandel mit den Vereinigte­n Staaten. Sie sind schon jetzt einer der wichtigste­n Handelspar­tner. Gemeinsam festzulege­n, wo ein Auto seinen Blinker hat, damit wir eine höhere Produktion­szahl zustande bringen, ist anstrebens­wert und passiert ja schon.

Das von Ihnen kritisiert­e Investitio­nsschutzab­kommen liegt aber doch auf Eis. ALEXANDER EGIT: Bei TTIP ist es auf Eis gelegt, aber bei Ceta, dem Abkommen mit Kanada, ist es enthalten. Und Ceta ist das nächste Abkommen, das beschlosse­n wird. Das ist eine Hintertüre, um über Ceta bei TTIP Sondergeri­chte zu realisiere­n. FAYMANN: Wichtig ist, dass die nationalen Parlamente das letzte Wort dazu haben. Dass es also ein sogenannte­s „gemischtes Abkommen“ist.

Und wer entscheide­t das? FAYMANN: Das Rechtsserv­ice und der Handelsaus­schuss der EU. Wenn es in den Europäisch­en Rat kommt, werde ich dort getreu dem Parlament und meiner Meinung darauf bestehen, dass es sich um ein gemischtes Abkommen handelt.

Warum ist das so wichtig? FAYMANN: Ich habe den Eindruck, dass manche gar nicht mehr über Freihandel reden, sondern über die Tricks, wie man das Abkommen durchbring­en kann, ohne die nationalen Parlamente zu befassen. Es gibt den Versuch, Ceta provisoris­ch in Kraft zu setzen und erst nachher darüber abstimmen zu lassen.

Was halten Sie von der Idee, ein internatio­nales Handelsger­icht zu installier­en?

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