Nach Entwarnung sind Meteorologen zerknirscht
Wetterfrösche sagten Schneesturm voraus – der trifft nicht ein. Alle Wettermodelle lagen in den letzten Tagen falsch.
GRAZ. Man könnte es ja fast persönlich nehmen: Da bereitet man sich innerlich auf einen Schneesturm vor, erwartet Schnee von 30 bis 40 Zentimetern. Und dann entschwindet die Null dahinter und die Schneeprognose sackt auf drei bis vier Zentimeter zusammen.
Ganz geknickt ist Alexander Podesser, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie in Graz: „Der Schneefall im Süden wurde schon seit fünf Tagen vorhergesagt, und zwar von Tag zu Tag mehr. Alle Prognosen haben so gelautet“, ist Podesser frustriert. Egal, ob das europäische Wettermodell, das deutsche, die eigenen Modelle oder die US-Rechnungen: Alle erwarteten heftigen Schneefall für den Süden Österreichs durch den Schneesturm „Norbert“.
„Am Abend wurden dann plötzlich die Schneemengen zurückgenommen. Wir sind extra in der Nacht zurück ins Büro, um die Schneewarnungen wieder zurückzunehmen“, ist Podesser noch immer fassungslos. In wenigen Tagen wird der Leiter des europäischen Wettermodells (es wird in Reading, Großbritannien, gerechnet) nach Alexander Podesser, Meteorologe der Zamg Wien kommen: „Da werden wir das sicherlich ansprechen“, verspricht Podesser.
Freilich versteht der Meteorologe auch, warum gerade diese Wetterlagen dem Computer so große Schwierigkeiten bereiten. „Bei den Nordwestlagen bauen sich im Norden und im Atlantik Druckgebilde auf, die lange vorher sichtbar sind und auch stabil bleiben. Bei diesen Abtropfwetterlagen im Mittelmeerraum, wo ein Kaltluftvorstoß nach Süden Tiefdruckgebiete auslöst, hängt das aber alles sehr empfindlich von den konkreten Zugbahnen ab“, sagt Podesser. Liegt die Bahn 100 Kilometer weiter südlich, gelangt der Schnee nicht mehr zu uns, sondern verbleibt am Balkan. „Dieser Fall ist nicht zum ersten Mal vorgekommen. Auch am Faschingsdienstag im Jahr 2013 gab es eine ähnliche Situation und Fehlprognose.“
Podesser ist allerdings froh, dass er eine Warnung zurücknehmen musste. „Viel schlimmer ist ja der umgekehrte Fall, wenn uns riesige Schneemengen überraschen“, sagt der Meteorologe. Freilich, die Häme müsse man aushalten.
Für die oft unsichere Gewitterprognose im Sommer würde sich Podesser ein besseres Wetterradar wünschen. Jenes am Zirbitzkogel erfasse das Grazer und Leibnitzer Becken nicht optimal, zu (militärischen) Radardaten auf der Koralpe habe man keinen Zugang. Derzeit laufen (zähe) Gespräche mit Slowenien – die Daten des Wetterradars am Pohorje (Bachern) wären ideal für die südliche Steiermark.