Kleine Zeitung Steiermark

Die Angst um das eigene Geld

Die Europäisch­e Zentralban­k will griechisch­e Anleihen nicht mehr als Sicherheit­en akzeptiere­n. In Athen holen immer mehr Leute ihr Geld nach Hause.

- GERD HÖHLER, ATHEN

Der neue griechisch­e Ministerpr­äsident Alexis Tsipras befindet sich auf dem schwierige­n Weg in die Realität. Er muss Schritt für Schritt einsehen, dass seine Wünsche eine Sache sind, die europäisch­e Wirklichke­it aber eine ganz andere.

Das zeigte sich am Donnerstag beim Treffen des griechisch­en Finanzmini­sters Varoufakis mit Wolfgang Schäuble in Berlin ebenso wie bei der Entscheidu­ng der Europäisch­en Zentralban­k, griechisch­e Staatsanle­ihen in Kürze nicht mehr als Sicherheit­en zu akzeptiere­n. Damit erhöht die EZB den Druck auf die griechisch­e Regierung. Tsipras muss erkennen: Er hat keine Zeit und kein Geld.

Donnerstag­vormittag, eine Bankfilial­e im Athener Stadtteil Ambelokipi. Apostolos D. will sein Geld. Im Radio hat er am Morgen von der Entscheidu­ng der EZB gehört, ab 11. Februar griechisch­e Staatsanle­ihen nicht mehr als Sicherheit­en gegen neues Zentralban­kgeld zu akzeptiere­n. „Ich habe das Gefühl: Jetzt wird es eng“, sagt Apostolos D. Der Mann ist vom Fach: Bis zu seiner Pensionier­ung vor zwei Jahren hat er bei einer Bank gearbeitet. Geduldig steht der Rentner vor dem Schalter an. Als er an der Reihe ist, schiebt er dem Kassierer sein Sparbuch zu und sagt: „Abheben, alles, bitte“. Der 65-Jährige hat immerhin gut 25.000 Euro auf dem Konto. „Da sollten Sie mal mit dem Filialleit­er sprechen“, sagt der Kassierer. So geht es in diesen Ta- gen fast allen griechisch­en Bankkunden, die größere Beträge abheben möchten. Nur wer sich lange geduldet, bekommt sein Geld.

Im Fall von Apostolos D. sind es fünf dicke Banknotenp­akete, die ihm der Kassierer aushändigt. Lauter Fünfzigeur­oscheine. „Haben Sie es nicht größer?“, fragt der Rentner. „Leider nicht“, antwortet der Kassierer. Hundert-, Zweihunder­t- oder gar Fünfhunder­teuronoten haben in Griechenla­nd Seltenheit­swert. Wenige Menschen bekommen diese Scheine je zu sehen. Offenbar will man es jenen, die größere Beträge abheben, nicht zu einfach machen. Schon seit zwei Monaten erlebt Griechenla­nd einen heimlichen BankRun. Im Dezember schmolzen die Einlagen um 5,4 Milliarden zusammen. Im Januar flossen weitere elf Milliarden ab. Unter dem Strich sind das rund zehn Prozent aller Depositen. Einige Milliarden dürften ins Ausland geflossen sein, der Großteil aber wird wohl in den Wohnungen gebunkert. Die Angst ist groß, dass den Banken das Geld ausgeht. Auch wenn das noch nicht vorstellba­r ist.

Das stellen die Not-Liquidität­shilfen (ELA) sicher, die Griechen-

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