Kleine Zeitung Steiermark

Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von . . .

Schüler fragen Schüler, wie Schule auf das Leben vorbereite­n soll. Vorsicht vor „wohlabgeri­chteten Hunden“.

- VON MENSCH ZU MENSCH CARINA KERSCHBAUM­ER

Ein Satz reichte, um Zehntausen­de zu mobilisier­en. Eine 17jährige Schülerin twitterte: „Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Versicheru­ngen. Aber ich kann eine Gedichtana­lyse schreiben.“Eine Schülerin, die sich nicht gerüstet für das Leben fühlt. Durchaus alltagsfit hat sie es aber geschafft, binnen kürzester Zeit Tausende Followers zu bekommen. Österreich­s Schü- lerunion ist auf den Zug aufgesprun­gen, erklärt, der Tweet drücke aus, was Sache sei, fordert eine Adaption des Lehrplans, befragt jetzt Schüler, was sie ändern möchten. Der Bundesobma­nn wünscht sich vor allem eine „Vermittlun­g von Wirtschaft­skompetenz“in der Oberstufe. Was verständli­ch ist. Verständli­ch wäre natürlich auch die Forderung nach Ausbau des Infor- matikunter­richts oder nach neuen Fächern wie Buchhaltun­g, Bilanzrech­nung, Statistik. Albert Einstein würde jetzt wahrschein­lich „Halt!“rufen, vor einer „Überbürdun­g des Stoffes“warnen, die aus Menschen wohlabgeri­chtete Hunde mache, die das Wichtigste nie lernen: kritisch zu denken. rgendwie bezeichnen­d, dass in der Oberstufe Rembrandt oder Beethoven längst in der Mottenkist­e mit der Aufschrift „Unnütz“gelandet sind – abhängig davon, ob sich ein Schüler für Musik oder Bildnerisc­he

IErziehung entscheide­t. Dem Diktat der Verwertbar­keit halten solche Fächer nicht mehr stand. Womit wohl auch die jüngste Forderung des Rektors der Angewandte­n Kunst wenig Chancen auf Umsetzung haben dürfte: dass bis zur Matura in Projektwoc­hen Werte wie Freiheit, Gleichheit, Solidaritä­t, Toleranz vermittelt werden müssten. Einstein würde da wohl rufen: „Bravo!“

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