Immer mehr gehenkrank zur Arbeit
Fast die Hälfte aller steirischen Arbeitnehmer ging im Vorjahr trotz einer Erkrankung zur Arbeit – das zeigt eine aktuelle Umfrage der Arbeiterkammer.
Egal, ob Grippe, Kopfweh oder Kreuzschmerzen – für 44 Prozent aller steirischen Arbeitnehmer war Kranksein im Vorjahr zumindest ein Mal kein Grund, zu Hause zu bleiben. Das geht nun aus einer Ifes-Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer hervor. Knapp zwei Drittel der 500 befragten Steirer gaben dabei an, das aus Pflichtgefühl gegenüber den Kolleginnen und Kollegen getan zu haben. „Man will den anderen nicht hängen lassen“, erläutert Ifes-Projektleiter Georg Michenthaler. Die Eigenverantwortung im Job sei in den vergangenen 15, 20 Jahren deutlich angestiegen, die disziplingesteuerte Abhängigkeit zurückgegangen. „Die Arbeitnehmer haben viel stärker das Gefühl, für das Ergebnis verantwortlich zu sein, für die Arbeit im Team bedeutet das eine starke wechselseitige Verpflichtung.“
Weitere Motive sind übrigens die fehlende Vertretung, das Gefühl, die Arbeit würde liegen bleiben – und die Angst vor Konsequenzen. „Davon sind einzelne Gruppen besonders betroffen“, berichtet der Projektleiter. Viele Migranten etwa würden Jobs für Niedrigqualifizierte annehmen – die Gefahr gerade in wirtschaft-
Gesamt
bis 29 Jahre
Pflichtschule/Lehre
Arbeiter
Tourismus
Migranten lich schlechten Zeiten, entlassen zu werden, sei damit entsprechend groß. „Darum vermeiden diese Arbeitnehmer alles, um ins Visier des Vorgesetzten zu kommen.“
Anderen verpflichtet
Im Gesundheitsbereich sind es laut Michenthaler die angespannte Personalsituation und die starke soziale Verpflichtung, die in erster Linie Krankenschwestern, Pfleger sowie Pflegehelferinnen und -helfer selbst krank andere Kranke pflegen lassen. Auch im Tourismus schleppen sich überdurchschnittlich viele Mitarbeiter krank zur Ar-