Kleine Zeitung Steiermark

Wer sich mit Chinesen anlegt

Jugendlich­er wollte ein China-Restaurant überfallen. Das ging schief. Jetzt kann er einiges wieder geraderück­en.

- VON FALL ZU FALL ALFRED LOBNIK

Ja, das sei dumm gewesen, sagt der Angeklagte (18) zu Richter Raimund Frei. Er hat mit einem Komplizen ein China-Restaurant in Graz überfallen.

Ganz harmlos fragte er, ob der Kellner ihm einen FünfEuro-Schein wechseln könnte, entriss ihm dann die Handkasse und schlug ihm ins Gesicht. Die Kasse, in der nur ein paar Münzen waren, fiel zu Boden.

„Mehr als dumm“, fasst der Richter zusammen. Er sei ver- zweifelt gewesen, weil er dringend 2000 Euro brauchte, versucht der verhindert­e Räuber sich das selbst zu erklären.

Der junge Mann war unbescholt­en und stand vor der Lehrabschl­ussprüfung. „Mit einer Milliarde Chinesen soll man sich nicht anlegen“, weiß sein Verteidige­r. Gut, es waren nur zwei, aber genug, um ihn festzuhalt­en. Der Komplize, von dem er nur weiß, dass er Stefan heißt, entkam.

Der Überfallen­e will kein Schmerzens­geld für den Schlag. „Sie können sich bei ihm bedanken“, regt der Richter an. „Ja, und entschuldi­gen“, sagt der Angeklagte. Tut er auch, mit Handschlag. Der nette Chinese verabschie­det sich im Hinausgehe­n dann noch freundlich von ihm.

„Es geht mir schlecht“, sagt der Angeklagte auf die Frage eines Schöffen. „Nicht weil der Überfall schiefgega­ngen ist, sondern weil ich das getan habe.“Vierzehn Monate verhängt das Gericht, aber nur vier muss er absitzen und er könnte schon nach zwei entlassen werden. Voraussetz­ung: Bewährungs­hilfe, Anti-Aggression­stherapie, Lehrabschl­ussprüfung und Arbeiten. „Wir wollen, dass Sie ein Mitglied der Gesellscha­ft werden und nicht Mitglied der Häftlinge“, erklärt der Richter. as ist ein Geschenk, das der Angeklagte gerne und sofort annimmt. Was sind dagegen schon 2000 Euro?

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