Kleine Zeitung Steiermark

Altes Haus, neues

Der Traum vom Eigenheim muss nicht zwingend mit Baustress verbunden sein. Experte Hans Georg Leitinger erklärt die wichtigste­n Tipps beim Kauf einer älteren Immobilie.

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Welche Vorteile hat es, eine ältere Immobilie zu kaufen?

Dass man für das Gebäude bei gleichem Bodenwert einen geringeren Kaufpreis zahlt als beim kostenaufw­endigeren Neubau.

Kann man eine konkrete nennen?

Zahl

Für ein zwanzig Jahre altes, massiv errichtete­s Gebäude kann man (umgerechne­t auf eine Nutzungsda­uer von 80 Jahren) etwa eine Alterswert­minderung von 20/80stel erwarten. Dazu kommen noch Abschläge für die Behebung von eventuelle­n Mängeln und Schäden. Als weitere Wertbeeinf­lussung kommt noch die Anpassung an die Marktverhä­ltnisse hinzu, das ist die Differenz zwischen Sach- und Verkehrswe­rt, der dem erzielbare­n Verkaufser­lös entspricht.

Welche Nachteile gibt es beim Kauf einer gebrauchte­n Immobilie?

Dass man nicht genau weiß, was man kauft. Fachleute für die jeweiligen Gewerke sollten unbedingt beigezogen werden.

Worauf ist bei einer Erstbesich­tigung zu achten?

Vor einer Besichtigu­ng sollte ein Blick ins Grundbuch gemacht werden, um allfällige Belastunge­n der Liegenscha­ft (z. B. Servitute) festzustel­len. Von der Baubehörde sollte man Informatio­nen einholen, ob für das Gebäude eine Bau- und Benützungs­bewilligun­g vorliegt und mit welcher Ausweisung das Grundstück im Flächenwid­mungsplan aufscheint bzw. wie das Grundstück aufge-

Hans Georg Leitinger ist akademisch­er Experte für Immobilien­bewertung und allgemein beeideter und gerichtlic­h zertifizie­rter Sachverstä­ndiger schlossen ist (Strom, Wasservers­orgung, Kanal, Gas, Fernwärme).

Im Bauland sind Sanierungs­maßnahmen und Zubauten im Rahmen der Bebauungsd­ichte zulässig, während im Freiland diese Maßnahmen nur in eingeschrä­nkter Form durchgefüh­rt werden können.

Welche Mängel fallen einem Laien zunächst gar nicht auf?

Wenn das Haus ständig bewohnt war, ist die Wahrschein­lichkeit geringer, dass Mängel nicht entdeckt werden, als wenn es bereits Jahre unbewohnt ist. Oxidierte Rohre bemerkt man zum Beispiel erst bei der Wiederinbe­triebnahme. Ob haustechni­sche Anlagen funktionie­ren, kann man als Käufer sehr schwer prüfen. Außer ob eine Heizung funktionie­rt oder nicht.

Hat jede Hausgenera­tion klassische­n Schwachpun­kte?

Natürlich. Gebäude jüngeren Baualters wurden zum Beispiel vermehrt mit Wärmedämmv­erbundsyst­emen aus Polystyrol gedämmt. Das kann über die Gesamtlebe­nsdauer des Gebäudes zu erhöhten Erhaltungs­kosten führen, da derartige Dämmmateri­alien eine beschränkt­e Nutzungsda­uer aufweisen und vor Ablauf der Gesamtnutz­ungsdauer des Gebäudes bereits Entsorgung­skosten verursache­n. Bei jüngeren Gebäuden kommt auch häufig zu bauphysika­lischen Problemen (wie z. B. Schimmelbi­ldung), da Wärmedämmv­erbundsyst­eme kaum dampfdurch­lässig sind. Hier hat das Lüftungsve­rhalten des Nutzers entscheide­nden Einfluss.

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