Ist die Kälte schuld an Erkältungen?
Mythos oder Wahrheit? Wir fragen Experten, was von Volksweisheiten und Gesundheitstheorien zu halten ist.
Ist die Jacke warm genug? Hast du dicke Socken an? Setz die Haube auf, sonst verkühlst du dich! – Solche wohlgemeinten Warnungen von Müttern und Vätern hallen das ganze Leben lang nach: Vor der Kälte im Winter muss man sich schützen, denn sie macht krank. Schließlich spricht man ja auch von einer Erkältung, wenn die Nase rinnt und der Hals kratzt. „Aber ist es wirklich die Kälte, die uns krank macht?“haben wir Robert Krause, Professor für Infektiologie am Uniklinikum Graz gefragt.
„Es stimmt, dass die Kälte den Körper anfälliger macht“, sagt Krause, „krank machen uns aber die Viren.“Man kennt 200 verschiedene Viren, die Schnupfen auslösen können – und im Winter haben sie besonders leichtes Spiel. „Die Abwehrzellen in der Schleimhaut der Nase arbeiten bei Kälte schlechter“, sagt Krause. So können sich die Viren, die über Tröpfchen- oder Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden, leichter ansiedeln und die Nase zum Rinnen bringen. Insgesamt setzen kalte Außentemperaturen dem Körper zu: Sinkt die Körpertemperatur, arbeiten die Zellen unseres Körpers langsamer, was den Organismus insgesamt schwächt.
Auch an- dere Begleiterscheinungen machen eine Ansteckung bei kaltem Wetter leichter möglich: Man hält sich mehr in Räumen auf, die Heizungsluft trocknet die Schleimhäute zusätzlich aus und den Keimen fällt die Besiedlung noch leichter. Außerdem fehlt im Winter die Sonne: Das Sonnenvitamin D beeinflusst die Abwehrleistung unseres Immunsystems ebenfalls. Im Winter ist unser Vitamin-D-Spiegel sehr niedrig, wodurch die Immunabwehr geschwächt ist.
Dennoch: „Um krank zu werden, müssen Viren da sein“, sagt Krause. Und die fühlen sich bei Winterwetter besonders wohl: Während ihnen UV-Licht zu schaffen macht, überleben sie bei trübem Wetter länger und werden noch leichter übertragen. Da es so viele dieser Schnupfenviren gibt und sie sich ständig verändern, werden wir auch nicht „immun“, sondern verbringen ganze fünf Jahre unseres Lebens mit einer Verkühlung. Da ändert die warme Jacke leider auch nicht viel dran, Mama.
Um den Körper gesund zu halten, sollte man sich an der frischen Luft bewegen, sich gesund ernähren und sich regelmäßig die Hände waschen – das schützt vor den eigentlichen Krankmachern, den Viren.