Kein Dank aus Österreich
Am 19. August 1945 erklärte Bundeskanzler Leopold Figl bei der Enthüllung des sowjetischen Befreiungsdenkmals in Wien: „Wir wahren Österreicher standen in einer Front mit den Soldaten der alliierten Armeen.“In dieselbe Richtung geht die Proklamation über die Selbstständigkeit Österreichs vom 27. April 1945, in der vom nationalsozialistischen „Eroberungskrieg“die Rede ist, „den kein Österreicher jemals gewollt hat“. Beide Erklärungen sind nicht gänzlich unwahr, stellen jedoch eine grobe Verzerrung des wahren Sachverhalts dar. Trotzdem ruht auf diesen Notlügen 1945 das Selbstverständnis der Zweiten Republik: Wir waren gegen den Nazikrieg und sind dankbar, dass uns die Alliierten befreit haben. Das in Österreich durchzusetzen, war allerdings angesichts der vielen Nazis nicht einfach. Aber mittlerweile ist es durchgesetzt. Auf dem Wiener Heldenplatz findet seit einigen Jahren am 8. Mai – dem Tag der nationalsozialistischen Niederlage – ein „Fest der Freude“statt. Denn die Niederlage der Nazis war Österreichs Sieg.
In diesem Sinne hat der steirische Künstler Josef Schützenhöfer 2011, unterstützt von der Gruppe „Liberation Project“mit namhaften Wissenschaftlern und Intellektuellen, in Pöllau gemeinsam mit US-KünstlerInnen ein Denkmal für die elf Gefallenen eines US-Bombers geschaffen, der in der Gegend abgeschossen wurde. Die Amerikaner sind nämlich nicht mit Palmwedeln gekommen, sondern mit Flugzeugen und Bomben. Nur so konnten wir befreit werden. Dieses Denkmal wurde mehrmals beschmiert, wurde umgeworfen und steht nicht mehr.
Nun gibt es im GrazMuseum bis 9. Februar das Projekt „Liberation Continued“von amerikanischen, russischen und österreichischen KünstlerInnen. Es gilt Österreichs Befreiung. Daraufhin wurde Josef Schützenhöfers Haus und Auto mit „Nazi“und Hakenkreuz beschmiert. Und was das Denkmal betrifft, will die Gemeinde Pöllau nicht ohne den Kameradschaftsbund entscheiden. Was der damit zu tun haben soll, ist schleierhaft. llmählich sollte auch Pöllau zur Kenntnis nehmen, dass wir 1945 von den alliierten Truppen befreit worden sind, dass wir denen, die dafür ihr Leben geopfert haben, zu Dank verpflichtet sind (absurd, dass man das heute noch betonen muss!), dass es keine Schande ist, den Toten, die für Österreichs Unabhängigkeit gekämpft haben, ein Denkmal zu setzen – dass es aber eine große Schande für das ganze Land ist, wenn ein solches Denkmal geschändet wird. Die Gemeinde Pöllau wird sich entscheiden müssen, ob sie zweifelsfrei für dieses Denkmal ist und auf welcher Seite sie steht. Es gibt keinen Mittelweg zwischen Nationalsozialismus und Alliierten. Und: nur gegen die Beschmierungen zu sein, ist nicht genug. Peter Huemer lebt als Autor in Wien
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