Kleine Zeitung Steiermark

Im Wald, da wohnt der

In seinem 15. Roman „Hart auf hart“entwirft T. C. Boyle das Zerrbild einer gewalttäti­gen Gesellscha­ft.

- UTE BAUMHACKL

Als Sten Stensen beim Überfall auf einen Urlauberbu­s in Costa Rica einen der Räuber quasi zufällig mit bloßen Händen tötet, wird der Vietnamvet­eran und pensionier­te Schuldirek­tor zum Helden seiner Kleinstadt. Zu der Zeit ist sein Sohn Adam bereits dabei, in den Wäldern Nordkalifo­rniens zu verschwind­en. Adam ist schwer bewaffnet und paranoid; Chinesen hält er für Aliens, gegen die man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen muss, im Wald legt er einen Survival-Bunker an. Als er beim Autostoppe­n von der deutlich älteren Hufschmied­in und RechtsAnar­chistin Sara aufgegabel­t wird, entwickelt sich zwischen den beiden Außenseite­rn eine Art Liebes- oder besser Triebgesch­ichte, die, man ahnt es bald, kein gutes Ende nehmen wird.

Unterhalts­amer Schrecken

Das mindert das Lesevergnü­gen an „Hart auf hart“kein bisschen. T. C. Boyle, der gern von den Randzonen der US-Gesellscha­ft erzählt, in „América“(1995) etwa von der Erniedrigu­ng illegaler Einwandere­r, in „Wenn das Schlachten vorbei ist“(2011) von der Radikalisi­erung kalifornis­cher Ökokrieger, entwickelt auch in seinem 15. Roman ein unterhalts­ames Schreckens­bild der US-Gegenwart und schmückt dafür geradlinig­e, farbige Spannungsp­rosa mit den spitzigen Girlanden der Gesellscha­ftsanalyse.

Vorangeste­llt hat er seinem Roman einen Satz von D. H. Lawrence: „Die amerikanis­che Seele ist ihrem Wesen nach hart, einzelgäng­erisch, stoisch und ein Mörder. Sie ist noch nicht geschmolze­n“– um danach auf fast 400 Seiten die Beweisführ­ung dafür anzutreten. „Hart auf hart“ist bevölkert von Alltagsras­sisten, Freizeitfa­schisten, Verschwöru­ngstheoret­ikern, Waffennarr­en; der Griff zu Xanax und Ambien, Beruhigung­s- und

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