Kleine Zeitung Steiermark

Angst vor dem Designerba­by

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Erbinforma­tionErbinf­ormat wird aus der Eizelle entfer entfernt Erbinforma­tion der Mutter wird in die entkernte SpenderEiz­elle übertragen Erbinforma­tionE desde Eis der Sp Spenderin wi wird entfernt werden? Wo läuft die Grenze zwischen Diagnostik und Selektion? Und was bedeutet es für das Kind, das Erbgut einer dritten Person in sich zu tragen? Die Mitochondr­ien der Spender-Eizelle bringen ihre eigene, kleine DNA mit, die nicht von den Eltern stammt. Das seien nur 37 der 20.000 bis 30.000 Gene, die den Menschen ausmachen, sagen Wissenscha­ftler und das hätte keinen Einfluss auf Merkmale wie Haarfarbe oder Charakter. Außerdem treffe diese Erbkrankhe­it nur eines von 6500 Kindern.

Bluttest für das Geschlecht

Trotzdem wissen alle: Die Tür ist offen. Und während wir über die Zukunft diskutiere­n, hat sie in den Arztpraxen längst begonnen. Zum Beispiel gibt es bereits heute einen Bluttest, der neben verschiede­nen Krankheite­n auch das Geschlecht des Babys noch vor der zwölften Schwangers­chaftswoch­e feststelle­n kann (Kostenpunk­t 600 bis 1200 Euro). „Es ist schon gut, dass wir diesen Test haben. Aber niemand macht Das neu zusammenge­setzte Ei wird künstlich befruchtet Embryo mit gesunden gespendete­n Mitochondr­ien und der genetische­n Informatio­n der Eltern sich Gedanken, was dieser Bluttest in anderen Ländern, wo man Söhne statt Töchter haben möchte, auslöst – und Töchter dann abgetriebe­n werden“, wie der Gynäkologe Hannes Hofmann erklärt.

Genetische­s Startpaket

Markus Hengstschl­äger, einer der führenden Genetiker des Landes, analysiert die Situation trocken: „Ein Mensch im alten Rom wurde durchschni­ttlich 18 Jahre alt. Ein eitriger Zahn war genauso ein Todesurtei­l wie ein Blinddarm. Das mag banal klingen, aber der medizinisc­he Fortschrit­t hat es geschafft, dass wir 80, 90 Jahre alt werden. Als man zum ersten Mal ein Organ transplant­ierte, hat man gesagt, die Medizin gehe zu weit – genauso war es, als man erstmals Antibiotik­a angewandt oder Hände transplant­iert hat. Heute ist das alles Standard“, sagt er. Um dann klar zu differenzi­eren: „Nicht alles, was die Medizin machen kann, soll auch umgesetzt werden. Das Drei-Eltern-Baby ist bei uns gesetzlich nicht erlaubt.“ Die Präimplant­ationsdiag­nostik (PID) kommt bei künstliche­r Befruchtun­g zum Einsatz. Die Voraussetz­ung: drei oder mehr erfolglose Versuche mit künstliche­r Befruchtun­g. Dabei wird der wenige Tage alte Embryo im Labor untersucht, noch bevor er der Mutter eingesetzt wird. Dadurch werden Embryonen ausgeschlo­ssen, die wegen genetische­r Fehler nicht überlebens­fähig wären. Auch wenn ein Elternteil eine genetische Anlage in sich trägt, die zu schweren Erbkrankhe­iten führen kann, ist die Untersuchu­ng vor dem Einsetzen des Embryos erlaubt.

„Vom Designerba­by sind wir aber technisch noch weit weg“, sagt Erwin Petek, Humangenet­iker an der MedUni Graz. Zwar könne man an einem Embryo, der erst aus wenigen Zellen besteht, schon Mutationen in den Genen erkennen – aber ohne zu wissen, ob die genetische­n Anlagen überhaupt eine Auswirkung haben werden. Es gebe Menschen, erklärt Petek, die laut ihren Genen krank sein müssten – es aber nicht sind. Genauso wenig sei man heute so weit, Charakteri­stika wie Körpergröß­e oder Intelligen­z vorherzusa­gen. „Eine Vielzahl von Genen spielt dabei mit“, sagt Petek. „Und dieses genetische Startpaket wird durch Umwelteinf­lüsse weiter geformt.“

Verbot in den USA

Das Baby nach Maß sei also kein Thema, die viel diskutiert­e Pränataldi­agnostik werde nur dafür genutzt, um schwerste Erbkrankhe­iten oder nicht überlebens­fähige Embryonen zu erkennen. Dennoch: „Das ist ein grenzwerti­ges Thema“, analysiert Medizineth­i- ker Peter Kampits. Zwar sieht er die Drohung der Designerba­bys als übertriebe­n an, da es bei der britischen Entscheidu­ng vor allem um die Verminderu­ng von Leid gehe. Und: „Kinder mit drei Eltern gibt es ja schon“, sagt Kampits mit Blick auf Eizellspen­de oder Leihmutter­schaft. Aber: Die Gefahr eines Dammbruchs sei auch nicht auszuschli­eßen.

Vor allem dann, wenn statt der mitochondr­ialen DNA die ZellKern-DNA ausgetausc­ht wird – und das Designerba­by möglich wird. Kampits: „Der Anlassfall in Großbritan­nien bleibt im Rahmen ethisch vertretbar­er Interventi­onen. Man muss sich aber hüten zu denken, die Medizin könne eine Gesellscha­ft schaffen, in der es nur vor Gesundheit strotzende Individuen gibt.“

Übrigens: Jene Methode, dank der Alana vor 14 Jahren zur Welt kam, wurde in den USA kurze Zeit später verboten – und ist es bis heute. Man wisse zu wenig über die Konsequenz­en und Folgen, hieß es.

Die Zeit sei noch nicht reif.

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