Kleine Zeitung Steiermark

Folgenlose­s Versagen

Hypo-Affäre: Der Rechnungsh­of richtet den Lichtkegel aufs Finanzress­ort. Ist da jemand?

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Langsam lichtet sich der Restnebel über dem Hypo-Debakel. Man weiß, was passierte, warum es passierte und wer für das Geschehene und Unterlasse­ne verantwort­lich war. Eine Leerstelle bleibt die Frage, ob die Verantwort­lichen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Das Gesetz meint es gut mit ihnen.

Der Kommission der ehemaligen Höchstrich­terin Irmgard Griss kommt das Verdienst zu, in einem schonungsl­osen Dossier die systemisch­en Mängel sichtbar gemacht zu haben. Erst deren Zusammenwi­rken hat die monströse Dimension der Affäre möglich gemacht. Griss falsifizie­rte die Einzeltäte­r-These und wies nach, dass das Desaster auf eine kaskadenha­fte Abfolge von schwerem Fehlverhal­ten zurückzufü­hren ist. Von Kärnten, dem Urgrund, ausgehend, weitete sich das Unheil konzentris­ch. Es ist müßig, darüber zu befinden, ob es ein blauer Skandal war oder ein rot-schwarzer. Die Zuschrei- bungen dienen einzig der eigenen Entlastung. Längst ist klar: Die, die den Brand brachial legten, sei es als Handelnde (Haider, Management) oder als Handlanger, bildeten mit jenen, die das Feuer nicht wahrnahmen und es später schadensme­hrend bekämpften, eine Tätergemei­nschaft. Es handelt sich weder um einen „blauen Skandal“noch um einen „rotschwarz­en“, sondern um einen zutiefst österreich­ischen. Sein Kennzeiche­n ist der parteipoli­tische Filz, der das System durchzieht und alle Korrektive und Kontrollen lahmlegte. Genuin österreich­isch, das waren die Abhängigke­iten der Behörden und Prüfer sowie die Anomalien des Föderalism­us. Sie führen dazu, dass der Staat machtlos zusieht, wie Bundesländ­er Ausfallsga­rantien gewähren, die ein Vielfaches der Landesbudg­ets ausmachen.

Diese Webfehler bestehen noch immer. Irmgard Griss collagiert­e sie zu einem Sittenbild. Es dokumentie­rt Landesfürs- tengehabe in übelster Maßlosigke­it ebenso wie horrend strafwürdi­ge Überforder­ung auf Ministereb­ene. Der unterblieb­ene Auftrag, genauer zu prüfen, die Heimholung ohne Not, das Preisgeben der eigenen Absicht, die verschlepp­te Aufspaltun­g der Bank – dieses Sündenregi­ster belastet die Bürger milliarden­schwer. ährend Griss das System demaskiert­e, beginnt jetzt der Rechnungsh­of, Ross und Reiter zu nennen. Im Rohbericht weist er auf das Epizentrum des Versagens hin, das Finanzress­ort mit seinen entschwund­enen Ministern. Sie haben sich zu äußern. Das ist die unterste, banalste Stufe von Verantwort­ung. Dass Pröll, Fekter, Spindelegg­er, Schieder und der Regierungs­chef von allen vieren selbst diese unterschre­iten, zählt zu den unverdauli­chsten Zutaten des Bankenskan­dals.

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