Wie intelligent kann Verschwendung sein?
Es klingt noch immer nach einer Utopie: eine Welt ohne Umweltverschmutzung und Abfall. Eine Welt, in der man Verbrauchs- und Gebrauchsgüter endlos wiederverwertet.
Schon vor einem Jahrzehnt veröffentlichten der amerikanische Architekt William McDonough und der deutsche Chemiker Michael Braungart ihr Buch „Cradle to cradle – einfach intelligent produzieren“. Bei ihrer Arbeit waren sie damals auf eine Idee gestoßen, die sie für ausgesprochen aufregend hielten. Die Menschen haben primär kein Problem der Umweltverschmutzung, sie haben ein Designproblem. Wenn die Men- schen die Produkte, Werkzeuge, Möbel, Häuser, Fabriken und Städte von Anfang an intelligenter gestalten würden, müssten sie an Verschwendung, Verschmutzung oder Mangel nicht denken.
Wenn Ingenieure und Designer heute ein Produkt schaffen, wird es normalerweise nur für den Erstgebrauch entworfen und nicht für weitere mögliche Verwendungszwecke. Das neue Buch „Intelligente Verschwendung – The Upcycle“ist sozusa- gen das logische Upgrade von dem „cradle to cradle“-Prinzip und lädt ein, viele Aspekte dieser Welt neu zu überdenken. Um eine Welt von der Wiege zur Wiege zu schaffen, sind wir alle gefordert – Mütter, Väter, Kinder, Lehrer, Manager, Politiker, Hausfrauen, Fabriksarbeiter, Ladenbesitzer, Kunden usw. Es geht nicht nur darum, wie wir unsere Welt haben wollen, sondern auch, wie wir sie mit Energie versorgen. Das ist Upcycling: Man nehme das „cradle to cradle“-Prinzip und wende es nicht nur darauf an, wie man einen Teppich herstellt, sondern auch darauf, wie man ein Haus baut, einen Arbeitsplatz schafft, eine Industrie oder eine Stadt entwirft.
Ökoeffektivität nennt Michael Braungart dieses Prinzip, das im Gegensatz zur Ökoeffizienz steht. Das heißt: viel weniger Energie und Stoffe verbrauchen durch Effizienz (besser produzieren) und Suffizienz (weniger konsumieren). Und was heißt das denn nun alles für mich und mein Konsumverhalten? Es heißt, sagt Braungart, dass ich kein „Verbraucher“mehr sein will, sondern ein Gebraucher. Insofern stellen sich beim Kauf drei Fragen: 1. Kann ich es wegschmeißen und Kompost daraus machen? 2. Kann ich es verbrennen und die Asche in den Garten tun? 3. Nehmen Sie das zurück? Probieren Sie es doch gleich einmal aus.