Kleine Zeitung Steiermark

Ein Ort ohne

Damit nicht eine ganze Generation verloren geht, gründete eine Lehrerin aus Aleppo in der Türkei eine Schule für syrische Flüchtling­e. Mittlerwei­le wird diese von 980 Kindern besucht.

- KORRESPOND­ENTEN FRANK NORDHAUSEN

Das Tempo-30-Schild vor dem Schulgebäu­de scheinen einige Autofahrer als Aufforderu­ng zum Rasen zu verstehen. „Sie fahren wie die Verrückten. Im Dezember ist ein zehnjährig­er Bube schwer verletzt worden, sein Bein wurde gebrochen“, sagt die junge Schuldirek­torin Sanabl Mirandi. Sie weiß, dass die Wut der Autofahrer auch etwas mit ihrer Arbeit zu tun haben könnte, hier in Kahramanma­ras, im religiös-konservati­ven Herzen der Türkei. Es ist Freitag, im Hof hinter dem stählernen Tor warten rund hundert Kinder ungeduldig darauf, dass der Schulbus kommt, um sie nach Hause zu bringen. Als drei Lehrerinne­n sich auf die Mauer stellen und sie zum Singen animieren, stimmen sie lauthals auf Arabisch ein: „Wir lieben die Freiheit, wir wollen Freiheit für Syrien!“

Es sind syrische Flüchtling­skinder, die in der 2012 gegründete­n Schule namens „Fackeln der Freiheit“einen Ort gefunden haben, wo sie nichts von Krieg, Existenzno­t und fremdenfei­ndlichen Übergriffe­n hören. Einen Ort, wo sie zeichnen, den Dreisatz üben oder Englisch lernen. In der Menge steht die zwölfjähri­ge Wala Omad, die sehr dunkle Augen hat und ein schwarz-weiß gestreifte­s Kopftuch trägt. Ihre ganze Familie sei vor einem Jahr vor den Bomben des Diktators Assad aus der Millionens­tadt Aleppo geflüchtet, erzählt sie. „Unser Haus wurde zerstört, mein Cousin ist tot.“Neben Wala steht ihre gleichaltr­ige Freundin Suad, ein zierliches Mädchen mit offenem Haar. Sie hat den Vater bei einem Angriff der IS-Terrormili­z verloren, ihr Bruder ist spurlos verschwund­en. Wie die beiden haben fast alle Kinder der Schule Furchtbare­s erlebt.

Es fehlt an allem

„Hier ist Frieden, aber uns fehlt alles, Essen, Arbeit für die Eltern. Ich mag die Türkei nicht“, sagt Wala Omad. Sie geht in die vierte Klasse und will später einmal Ärztin werden. Wenn sie darüber spricht, leuchten ihre Augen. „Die Schule liebe ich. Ich freue mich jeden Tag darauf.“

„Wir versuchen, es ihnen so schön wie möglich zu machen“, sagt die Direktorin Sanabl Miran-

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