Ein Ort ohne
Damit nicht eine ganze Generation verloren geht, gründete eine Lehrerin aus Aleppo in der Türkei eine Schule für syrische Flüchtlinge. Mittlerweile wird diese von 980 Kindern besucht.
Das Tempo-30-Schild vor dem Schulgebäude scheinen einige Autofahrer als Aufforderung zum Rasen zu verstehen. „Sie fahren wie die Verrückten. Im Dezember ist ein zehnjähriger Bube schwer verletzt worden, sein Bein wurde gebrochen“, sagt die junge Schuldirektorin Sanabl Mirandi. Sie weiß, dass die Wut der Autofahrer auch etwas mit ihrer Arbeit zu tun haben könnte, hier in Kahramanmaras, im religiös-konservativen Herzen der Türkei. Es ist Freitag, im Hof hinter dem stählernen Tor warten rund hundert Kinder ungeduldig darauf, dass der Schulbus kommt, um sie nach Hause zu bringen. Als drei Lehrerinnen sich auf die Mauer stellen und sie zum Singen animieren, stimmen sie lauthals auf Arabisch ein: „Wir lieben die Freiheit, wir wollen Freiheit für Syrien!“
Es sind syrische Flüchtlingskinder, die in der 2012 gegründeten Schule namens „Fackeln der Freiheit“einen Ort gefunden haben, wo sie nichts von Krieg, Existenznot und fremdenfeindlichen Übergriffen hören. Einen Ort, wo sie zeichnen, den Dreisatz üben oder Englisch lernen. In der Menge steht die zwölfjährige Wala Omad, die sehr dunkle Augen hat und ein schwarz-weiß gestreiftes Kopftuch trägt. Ihre ganze Familie sei vor einem Jahr vor den Bomben des Diktators Assad aus der Millionenstadt Aleppo geflüchtet, erzählt sie. „Unser Haus wurde zerstört, mein Cousin ist tot.“Neben Wala steht ihre gleichaltrige Freundin Suad, ein zierliches Mädchen mit offenem Haar. Sie hat den Vater bei einem Angriff der IS-Terrormiliz verloren, ihr Bruder ist spurlos verschwunden. Wie die beiden haben fast alle Kinder der Schule Furchtbares erlebt.
Es fehlt an allem
„Hier ist Frieden, aber uns fehlt alles, Essen, Arbeit für die Eltern. Ich mag die Türkei nicht“, sagt Wala Omad. Sie geht in die vierte Klasse und will später einmal Ärztin werden. Wenn sie darüber spricht, leuchten ihre Augen. „Die Schule liebe ich. Ich freue mich jeden Tag darauf.“
„Wir versuchen, es ihnen so schön wie möglich zu machen“, sagt die Direktorin Sanabl Miran-