Kleine Zeitung Steiermark

„So eine Figur hat etwas Einengende­s“

Christian Hölbling über den „Befreiungs­schlag“von seiner Kunstfigur „Helfried“, erste nackte Momente und hart verdientes Brot in Kärnten.

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Nach 15 Jahren Helfried spielen Sie gerade erstmals wieder als Christian Hölbling Kabarett. Fühlt man sich nackt, wenn man so eine Kunstfigur aufgibt? CHRISTIAN HÖLBLING: Die ersten Male, als ich ohne Helfried-Kostüm auf die Bühne gegangen bin, habe ich mich wirklich nackt gefühlt. Das war ungewohnt. So lange eine Rolle zu spielen, mit Anzug, Brille, Scheitel, Gehabe, verstellte­r Stimme – das prägt sehr.

Warum haben Sie Helfried dann in den Kleidersch­rank gepackt? HÖLBLING: Ich hatte einfach Geschichte­n zu erzählen, die ich als Helfried nicht erzählen konnte. Ich fühle mich jetzt sehr wohl mit meinem Programm. Es ist wie ein maßgeschne­iderter Anzug, es passt einfach.

War das auch schlag? HÖLBLING: Natürlich. So eine skurrile Figur wie der Helfried hat durch ihre Persönlich­keitsstruk­tur auch etwas Einengende­s. Ich kann mich jetzt auf ganz andere Art auf der Bühne ausleben.

Und was sagt Helfried dazu? HÖLBLING (in Helfrieds schnarrend­er, oberlehrer­hafter Stimme): Naja. Wenn du meinst, dass du ohne mich zurechtkom­mst. Dann bitte. Meinen Segen hast du.

Klingt ein bissl eingeschna­ppt! HÖLBLING: Ist er vermutlich schon. Aber er wird das bewältigen.

Außerdem darf er ja nach wie vor auftreten, oder? HÖLBLING: Ja, es gibt das Humorfesti­val Velden und andere Anlässe, wo ich ihn als Moderator her-

ein

Befreiungs- vorkrame. Er hat ein neues Format in den Kammerlich­tspielen Klagenfurt. Dazu arbeite ich mit Günther Lainer an einem FilmDrehbu­ch: „Helfried heiratet“.

Sie haben ja schon vor Helfried Kabarett gespielt – machen Sie da weiter, wo Sie aufgehört haben? HÖLBLING: Ich hatte das Gefühl, den Faden aufzunehme­n, den ich damals abgelegt habe. Nur jetzt verbunden mit 15 Jahren internatio­naler Erfahrung, die sind un- bezahlbar. Ich stehe jetzt ganz anders auf der Bühne als damals.

Ihr neues Programm heißt „Ich kann auch anderst“– mit „t“hinten. Eine Anspielung auf Helfried? HÖLBLING: Einerseits das, anderseits habe ich mir gedacht, eine kleine Irritation muss schon sein. Für mich hat das einen Charme, wenn Fehler erlaubt sind. Wir leben in einer so perfekten Welt.

Ihr Programm ist autobiogra­fisch gefärbt – unter anderem geht

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Aus Helfried (links) wird wieder Hölbling (Mitte, rechts): „Nun hängt er den
 ??  ?? „Ich kann auch anderst“heißt das neue Programm von Hölbling – und es sitzt wie ein maßgeschne­iderter Anzug
„Ich kann auch anderst“heißt das neue Programm von Hölbling – und es sitzt wie ein maßgeschne­iderter Anzug

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