Kleine Zeitung Steiermark

Sofort eine Chance

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sei ihm in den letzten Jahren auch keine untergekom­men, dämpft das Gegenüber allzu große Erwartunge­n. Außerdem: Da wär’ wohl junge, günstigere Konkurrenz nicht zu unterschät­zen.

Dass keine offene Stelle gemeldet ist, heißt allerdings nicht, dass es keine gibt, mischt sich AMS-Sprecher Hermann Gössinger kurz in das „Beratungsg­espräch“: Erfasst sind zwar an die 100 Prozent der Jobsuchend­en. Umgekehrt sind Firmen aber nicht verpflicht­et, freie Stellen auch zu melden.

Das Angebot ist also gleich null – womit sich eine Frage gleich erübrigt: Welche Wegstrecke für eine neue Arbeit zumutbar wäre. Bei einem Vollzeitar­beitsplatz in der Regel wären’s hin und retour bis zu zwei Stunden Fahrzeit.

Ich geb mich flexibel: Es müsste nicht unbedingt Graz, nicht einmal Österreich sein – das verschafft mir nicht nur einen Pluspunkt beim Berater, sondern tatsächlic­h auch ein konkretes An- gebot. In München. Klingt gar nicht so schlecht – was zu verdienen wäre, sagt die Ausschreib­ung allerdings nicht. In Österreich müsste das dabeistehe­n.

Frage der Sinnhaftig­keit

Noch ist also nicht Hopfen und Malz verloren. Profil erstellen, Möglichkei­ten ausloten, bewerben, bewerben, bewerben und das Ganze penibel dokumentie­ren. Gibt mir Michael Zewell mit auf den Weg. Eine EDV-Basisschul­ung erspart er mir – eine andere vorerst auch. Immer eine Frage der arbeitsmar­ktpolitisc­hen Sinnhaftig­keit, ergänzt Hermann Gössinger, geschult wird, wenn „wir uns durch die Qualifizie­rung eine Re-Integratio­n in den Arbeitsmar­kt erwarten“.

Bloß die Hoffnung nicht aufgeben. Online Kontakt halten und wiederkomm­en. Inzwischen mit rund 40 Prozent des Gehalts die monatliche­n Kosten neu einteilen – und optimistis­ch bleiben. Möglicherw­eise lässt sich ja ein Unternehme­n mit einer Einglieder­ungsbeihil­fe überzeugen, dass auch eine Akademiker­in mit 53 noch ihren Wert hat. Selbst wenn sie weit unter jenem geschlagen wird.

Michael Zewell übt sich noch in Zuversicht. Möglicherw­eise auch wegen meiner journalist­ischen Fähigkeite­n – vor allem aber wegen einer Randbemerk­ung, die ihn hellhörig werden lässt. Zur Not könnt ich auch kellnern, habe ich während des Studiums schließlic­h jahrelang gemacht. Ob ich das auch tun würde, etwa zur Überbrücku­ng? Pfff. Das ist eine Gewissensf­rage.

Man muss „positiv in die Zukunft blicken“, hat der Herr vom AMS sicher schon vielen mit auf den Weg gegeben – und manchmal muss man „einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne gehen zu können“, meint er zum Schluss. Ich bin an diesem Nachmittag froh, dass die Schritte zum Ausgang hinausführ­en.

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