Anna Neumann, die Herrin von Murau
Anna Neumann war im 16. Jahrhundert eine der reichsten Frauen Innerösterreichs. Sie war aber auch sehr attraktiv, äußerst geschäftstüchtig, führte sechs Ehen und war in mehrere Hexenprozesse verwickelt.
Anna Neumannin, so ihre zeitgenössische Bezeichnung, hätte sicherlich auch heutzutage in unserer Geschäfts- und Seitenblickewelt eine sehr gute Figur gemacht. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn die attraktive Bürgerstochter des reichen Villacher Handelsherrn Wilhelm Neumann, der bereits ein Jahr nach Annas Geburt starb, war eine schillernde und energische Persönlichkeit.
Anna wurde am 25. November 1535 geboren und verbrachte ihre Jugend auf Schloss Wasserleonburg bei Nötsch im Gailtal, berichtet Wolfgang Wieland in seiner Biografie über Neumann. Mit 22 Jahren heiratete sie Hans Jakob von Thannhausen und brachte zwei Töchter zur Welt. Doch schon nach dreijähriger Ehe starb der geliebte Gatte.
Auf Anraten ihrer Mutter Barbara heiratete Anna 1565 den Freiherrn Christoph II. von Liechtenstein-Murau, einen Nachkommen des berühmten Minnesängers Ulrich von Liechtenstein. Ein schlauer Schachzug, denn Barbara Neumann war die Hauptgläubigerin der hoch verschuldeten Familie Liechtenstein. Nach ihrer Heirat wohnte Anna ein halbes Jahrhundert im alten Schloss Liechtenstein zu Murau. Doch die Übersiedlung begann gleich tragisch, denn in der Familie folgte ein Todesfall dem anderen. Innerhalb kurzer Zeit verstarben Annas Stiefvater, ihre drei Brüder und schließlich auch die Mutter. Und Anna beerbte sie alle, damit wurde sie aber auch Hauptgläubigerin der Liechtensteiner. Da die fünf Brü- der ihres Gatten nicht zahlungsfähig waren, kaufte Anna 1574 die Herrschaft Murau samt allen Hoheiten, Gülten und Gütern sowie mehreren Weingärten in Gloggnitz und am Neusiedlersee – und bezahlte alle Schulden der Familie. Damit wurde Anna zur „Herrin von Murau“, ließ jedoch ihren Gemahl als Vollmachtsträger in ihren Geschäften tätig sein. Ein Vertrauensbeweis, den sie nicht allen ihren späteren Gatten schenkte.
Die Herrin von Murau
Jetzt zeigte sich auch ihre soziale Ader. Anna bewirtete im Schloss arme Leute und Bettler, gab ihnen stets ein paar Kreuzer und eine Jause mit. Auch ließ sie das Spitalsgebäude in Murau erweitern und holte evangelische Pfarrer in die Spitalskirche. Sie beteiligte sogar ihre Untertanen an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, indem Anna die Funktion einer Sparkasse übernahm: Die Leute konnten ihre Sparpfennige bei der Schlossherrin hinterlegen und bekamen von dem Kapital, das Anna in ihre Unternehmungen steckte, hohe Zinsen. Anna wurde so reich, dass sie sogar dem späteren Kaiser Ferdinand II. nach heutigem Wert etwa 45 Millionen
r- Euro borgte. Als 1580 ihr Gattette starb, musste Anna um ihr Erbe be mehrere Prozesse gegen seine ne Brüder führen, die mit einem Verergleich abgeschlossen wurden. en. 1582 starb auch Annas Tochterter Barbara ledig und kinderlos. Und nd im selben Jahr ehelichte die 46jährige Anna den 56-jährigen en welterfahrenen Edelmann Freieiherr Ludwig Ungnad zu Sonneg,eg, einen Führer der steirischen Protestanten. Dessen Vater war 25 Jahre lang Landeshauptmann der Steiermark gewesen und oberster Feldhauptmann in Innerösterreich. Annas Beweggründe für die Heirat waren sicherlich nicht Besitz und Macht, denn Ungnad war wenig begütert und hatte hohe Schulden. Vielmehr Wohl- gefallenf ll an d der Person undd di die gleiche Glaubenseinstellung dürften Anna geleitet haben.
Doch auch Humor schien der neue Mann zu haben: Er legte seiner 46-jährigen Braut einen Elefantenzahn und zwei Straußeneier als “Willkommensgruß“ins Ehebett. Bereits drei Jahre später starb aber Ludwig Ungnad. Nach zweijähriger Witwenschaft heiratete Anna ihren Gutsnachbarn und Glaubensgenossen Carl Freiherr von Teuffenbach, der kaiserlicher Ober-Wachtmeister war. Anna konzentrierte sich jetzt vor allem auf die Verwaltung und Vermehrung ihres Besitzes. Ihre bemerkenswerte Geschäftstüchtigkeit erregte aber vielfach Neid, sodass sie immer wieder der Hexerei beschuldigt wurde. Sogar in zwei Hexenprozesse wurde sie hineingezogen, weil man ihr nachsagte, dass sie bei einem Hexenmeister Unwetter bestellt habe, damit die Ernte ihrer Nachbarn ausbliebe. Auch eine „weiße Leber“wurde Anna wegen ihrer zahlreichen
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