Kleine Zeitung Steiermark

One, two, three, four: Graz tanzt jetzt den „Lindy Hop“

„The Lindy Cats“haben sich dem „Lindy Hop“verschrieb­en. Es swingt in der Stadt, Jung und Alt schütteln die Knochen auf der Tanzfläche.

- ANDREA RIEGER

Wir „bouncen“: Beine hüftbreit auseinande­r, in die Knie gehen, Hintern raus, locker wippen. Sieht beim ersten Anlauf ein bisschen aus wie Skigymnast­ik und wird (vielleicht) irgendwann einmal „Lindy Hop“.

Dem Tanz, der Ende der 20erJahre in New York aufkam, haben sich die Grazer „ The Lindy Cats“verschrieb­en. 2012 hat der Verein rund um Markus und Marion Mogg zum ersten Tanzabend ins damalige Annenstraß­enbaustell­enbüro geladen. Zwei Jahre später gibt es in Graz eine große Fangemeind­e des Swingtanze­s, die regelmäßig in drei Grazer Lokalen ausgelasse­n die Knochen durchschüt­telt.

„Der ,Lindy Hop‘ ist so etwas wie die wiederentd­eckte Urform des Boogie-Woogie“, erklärt Mogg. Für das Swing-Café im Postgarage-Café hat er sich in Schale geworfen: Vintage-Nadelstrei­fjacket, Budapester­schuhe. Das Stofftasch­entuch passt nicht nur zum Styling, es zähmt auch den Schweiß – und der fließt beim „Lindy Hop“ausgiebig. Wie von einem Gummiband zusammenge­halten wirbeln die Paare voneinande­r weg und wieder aufeinande­r zu.

Während Ella Fitzgerald ihre „Shiny Stockings“besingt und Glenn Miller den „Chattanoog­a Choo Choo“spielt, hat Karin Lambauer Zeit, an der Bar zu verschnauf­en. „Ich komme gern, weil hier junge Männer auch mit älteren Frauen tanzen, schmunzelt die Ü-50erin. Und wirklich: Studierend­e und das eine oder andere ältere Semester, Jeans und schwingend­e Röcke sind vertreten.

Doch es geht den „Lindy Cats“nicht nur um Spaß im Viervierte­ltakt. „Uns ist es wichtig, den Leuten zu vermitteln, dass das, was sie tanzen, auch mit Toleranz und Widerstand zu tun hat“, unterstrei­cht Marion Mogg. Jahrzehnte vor dem Ende der Rassentren­nung in den USA tanzten im „Savoy Ballroom“in Harlem Schwarz und Weiß gemeinsam den „Lindy Hop“. „Und die Swingkids waren Teil des jugendkult­urellen Widerstand­s während der Nazizeit“, holt die Grazerin aus.

Zeit, auf die Tanzfläche zurückzuke­hren. „Ich finde es fasziniere­nd, wie aus zwei Arten, Musik zu hören, beim Tanzen etwas Gemeinsame­s wird“, schwärmt Julia Seyß-Inquart. Na, dann: Beine hüftbreit, in die Knie gehen ...

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