One, two, three, four: Graz tanzt jetzt den „Lindy Hop“
„The Lindy Cats“haben sich dem „Lindy Hop“verschrieben. Es swingt in der Stadt, Jung und Alt schütteln die Knochen auf der Tanzfläche.
Wir „bouncen“: Beine hüftbreit auseinander, in die Knie gehen, Hintern raus, locker wippen. Sieht beim ersten Anlauf ein bisschen aus wie Skigymnastik und wird (vielleicht) irgendwann einmal „Lindy Hop“.
Dem Tanz, der Ende der 20erJahre in New York aufkam, haben sich die Grazer „ The Lindy Cats“verschrieben. 2012 hat der Verein rund um Markus und Marion Mogg zum ersten Tanzabend ins damalige Annenstraßenbaustellenbüro geladen. Zwei Jahre später gibt es in Graz eine große Fangemeinde des Swingtanzes, die regelmäßig in drei Grazer Lokalen ausgelassen die Knochen durchschüttelt.
„Der ,Lindy Hop‘ ist so etwas wie die wiederentdeckte Urform des Boogie-Woogie“, erklärt Mogg. Für das Swing-Café im Postgarage-Café hat er sich in Schale geworfen: Vintage-Nadelstreifjacket, Budapesterschuhe. Das Stofftaschentuch passt nicht nur zum Styling, es zähmt auch den Schweiß – und der fließt beim „Lindy Hop“ausgiebig. Wie von einem Gummiband zusammengehalten wirbeln die Paare voneinander weg und wieder aufeinander zu.
Während Ella Fitzgerald ihre „Shiny Stockings“besingt und Glenn Miller den „Chattanooga Choo Choo“spielt, hat Karin Lambauer Zeit, an der Bar zu verschnaufen. „Ich komme gern, weil hier junge Männer auch mit älteren Frauen tanzen, schmunzelt die Ü-50erin. Und wirklich: Studierende und das eine oder andere ältere Semester, Jeans und schwingende Röcke sind vertreten.
Doch es geht den „Lindy Cats“nicht nur um Spaß im Viervierteltakt. „Uns ist es wichtig, den Leuten zu vermitteln, dass das, was sie tanzen, auch mit Toleranz und Widerstand zu tun hat“, unterstreicht Marion Mogg. Jahrzehnte vor dem Ende der Rassentrennung in den USA tanzten im „Savoy Ballroom“in Harlem Schwarz und Weiß gemeinsam den „Lindy Hop“. „Und die Swingkids waren Teil des jugendkulturellen Widerstands während der Nazizeit“, holt die Grazerin aus.
Zeit, auf die Tanzfläche zurückzukehren. „Ich finde es faszinierend, wie aus zwei Arten, Musik zu hören, beim Tanzen etwas Gemeinsames wird“, schwärmt Julia Seyß-Inquart. Na, dann: Beine hüftbreit, in die Knie gehen ...