Die Verunsicherer luden zum bissigen Monsterball
Sie ist wieder da, die Erste Allgemeine Verunsicherung. Die Generalprobe in Fehring hat gezeigt: Die bösen Witzchen funktionieren noch.
FEHRING. Wenn Bruce Springsteen wissen möchte, ob seine großen Songs auf der nächsten Tournee auch in den Riesenstadien funktionieren, probt er das im kleinen Rahmen bei sich daheim. Heißt: Asbury Park, New Jersey. Schon gesehen, schon gehört: eine lässige Location, die in den Atlantik hinausragt. Nebenan der geschäftige Boardwalk, dahinter jene verruchte Kneipe, in die sich „The Boss“nach dem Konzert verirrt, wenn man Glück hat.
Fehring ist etwas anders. Die dortige Sporthalle hat den Charme einer – na ja, Sporthalle. Ebendort veranstaltete die Erste Allgemeine Verunsicherung Freitag und Samstag zwei öffentliche Generalproben, um sich für die bevorstehende Tournee warmzuspielen. „WerwolfAttacke“heißt das Motto diesmal, Untertitel: „Monsterball ist überall“. Spiritus Rector Tho- mas Spitzer, zuletzt etwas bühnenmüde, hat wieder zur ätzenden Feder gegriffen und seine bitterbösen Befunde zur Lage der Nation in flotte Popsongs gegossen. Klaus Eberhartinger, ein genialer Quassel-Onkel vor dem Herrn, bettet das Liedgut breit grinsend ins Show-Format. So weit, so gut. Die beiden Kumpel, in Wahrheit die letzten Helden der legendären EAV, ergänzen einander wunderbar. Eberhartinger verwechselt die ausgedehnten Zwischenansagen allerdings des Öfteren mit politischen Vorlesungen. Das muss straffer und pointierter werden, aber das wird ihm im Zuge der Generalproben hoffentlich jemand flüstern.
Inhaltlich auf der Höhe
Musikalisch mögen die Verunsicherer zwar in den 80ern stecken geblieben sein, inhaltlich sind sie aber voll auf der Höhe der Zeit. „Die Kacke dampft“allerorten, ob in Griechenland, an den Börsen dieser Welt, in Lampedusa oder vor der eigenen Haustür. Wobei das böseste Monster von allen jenes der Gleichgültigkeit ist, pfiffig festgehalten im Song „Pfeif drauf “.
Wenn Eberhartinger zur Hochform aufläuft und seine Moderationen kürzer werden, ist er ein geniales Gaudewipferl, das den „Trachten-Wuhbartl“gibt, den alteingesessenen BaBa-Ba-Bankräuber und den altgedienten Märchenprinzen. Die Inszenierung der Show mit diversen Comicfiguren wirkt zeitweise etwas altbacken, aber gerade das macht einen gewissen „Has been“-Charme aus.
Fazit: „Neue Helden braucht das Land“heißt ein älteres Programm der EAV. Gar nicht wahr: Die Alten funktionieren noch, mit einigen Wehwehchen halt.