Bedrohlich klaffendes Finanzloch
Der BundestheaterKonzern kämpft ums Überleben. Hauptverantwortlich dafür ist das Finanzdebakel, das vor einem Jahr „Burg“Direktor Hartmann den Kopf kostete.
B U N D E S T H E AT E R
Letzten Sonntag hatte der vor genau einem Jahr fristlos entlassene Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann wieder einmal Grund zur Freude. An diesem Tag kam die von ihm aufgefrischte Inszenierung von Dimitri Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“zur Wiederaufführung in der Wiener Staatsoper. Der interimistische Chef der Bundestheater-Holding Günter Rhomberg zeigte sich vorigen Freitag bei der Präsentation des Bundestheaterberichts mit einem kumulierten Bilanzverlust von 28,4 Millionen über diesen Umstand wenig erfreut. Der bei dieser Pressekonferenz anwesende kaufmännische Geschäftsführer der Staatsoper, Thomas Platzer, verweigerte die Angabe über die Höhe jenes Honorars, das Hartmann für die Auffrischungsproben bekommt. Nicht nur Rhomberg fällt unangenehm auf, dass der entlassene Geschäftsführer, der beim Arbeitsgericht gegen seine Entlassung klagt und das Verfahren vorerst ruhend gestellt hat, es aber noch immer anhängig ist, von einer Schwestergesellschaft engagiert wird.
Die Bundestheater und die Transparenz, die sind ein eigenes Kapitel, wenn nicht ein Trauerspiel. Vor einem Jahr ist das Burgtheater „knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt“, gestand der mittlerweile wieder zurückgetretene Aufsichtsratsvorsitzende Christian Strasser, Direktor des Wiener Museumsquartiers. Basisabgeltung: Alljährlich stellte die Republik Österreich 148,9 Millionen Euro für den Betrieb der Bundestheater mit 2450 Mitarbeitern zur Verfügung. Bilanzverlust: Die Bundestheater- Holding als formeller Eigentümer von Burgtheater, Staatsoper und Volksoper weist einen Bilanzverlust von 28,4 Millionen aus.
Erst durch eine Patronatserklärung der Bundestheater-Holding, die eine Kreditaufnahme von fünf Millionen Euro zu 1,05 Prozent ermöglichte, durch den Verkauf der Probebühne um 7,5 Millionen Euro an die konzerneigene Theaterservicegesellschaft und drastische Einsparungsmaßnahme beim Sach- und Personalaufwand konnte der Betrieb von Nachfolgerin Karin Bergmann fortgeführt werden. Im Bühnenjahr 2012/13 gab es einen Abgang von 19,6 Millionen Euro – inklusive Rückstellungen für Arbeitsge- richtsprozesse und in der Direktion Hartmann nicht abgeführte Steuern. In der Staatsoper mussten in der letzten Saison über zwei Millionen wegen Steuerproblemen rückgestellt werden. Beim Opernball wurde der begünstigte Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent abgeführt, das Finanzamt will aber den Normalsteuersatz von 20 Prozent. Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Holding-Chef Georg Springer sowie die Burgtheatergeschäftsführer Silvia Stantejsky und Hartmann.
Während die ökonomische Situation nach wie vor mit vielen Risken behaftet ist, hält das Publikum den Bühnen die Treue. Die Staatsoper liegt bei 99 Prozent Auslastung, Volksoper und Burgtheater bei 80 plus. Die Burg ist heuer mit zwei Produktionen („Die lächerliche Finsternis“von Wolfram Lotz und „die unverheiratete“von Ewald Palmetshofer) zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Ein Erfolg.