Kleine Zeitung Steiermark

SAUDI- ZENTRUM

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KAICIID: King Abdullah bin Abdulaziz Internatio­nal Centre for Interrelig­ious and Intercultu­ral Dialogue (König-Abdullah-Zentrum für interrelig­iösen und interkultu­rellen Dialog) mit Sitz in Wien Gründung: Oktober 2011 Eröffnung: 27. November 2012 Schließung des von Spanien, Österreich, Saudi-Arabien und dem Vatikan gegründete­n Zentrums im Raum. Das wiederum hat die Saudis verärgert, die mit dem Abzug der Opec aus Wien gedroht haben.

Einigung über Reform

Heute nun soll nach langen Verhandlun­gen eine Reform präsentier­t werden, wie es aus Vermittler­kreisen heißt. Demnach könnte der Sitz in Wien bleiben. Beim künftigen Mandat wurde um eine Formulieru­ng gerungen, die die Saudis weder erwähnt noch verstimmt. Immerhin bezahlt Riad 15 Millionen Euro im Jahr. Im Zentrum selbst schweigt man dazu.

Der Grund, warum das KAICIID die Menschenre­chtsverlet- zungen nicht verurteilt, hat aber nichts mit den Zahlungen oder einer Einflussna­hme zu tun, sondern mit dem Selbstvers­tändnis als internatio­nale Organisati­on. Die KAICIID sieht sich in seiner Funktion vergleichb­ar mit der Weltbank oder der Atomenergi­ebehörde. Als UN-zuarbeiten­de, weltweit von Konfliktpa­rteien akzeptiert­e Organisati­on, die im Konfliktfa­ll vermittelt. Dazu greift sie in die innerstaat­liche Politik nicht ein und überlässt die Verurteilu­ng der UNO-Vollversam­mlung, dem Weltsicher­heitsrat oder dem UN-Generalsek­retär. Eine Praxis, die in anderen Organisati­onen gelebte Praxis ist.

Konkret hat das KAICIID erfolgreic­h in der Zentralafr­ikanischen Republik einen Dialog zwi- schen den Religionsg­emeinschaf­ten begonnen. Im Bürgerkrie­g, der einen Frontverla­uf zwischen Moslems und Christen hat, ist die religiöse Komponente für die Kriegsführ­ung in Wirklichke­it ein Scheinargu­ment. Das aufzubrech­en und den Menschen klarzumach­en, dass sie sich von falschen religiösen Argumenten haben verleiten lassen, ist ein Prozess, der am Schottenri­ng gestartet und über die Netzwerke im Land verbreitet wurde.

Religiöser Konfliktlö­ser

Noch am Anfang ist man beim interrelig­iösen Dialog als Konfliktlö­ser in Nigeria. In Vorbereitu­ng ist der Einsatz in Myanmar, wo die Jagd von Buddhisten auf Muslime gestoppt werden soll.

Es geht also ums Reden im Konfliktfa­ll und gerade deshalb ist man im KAICIID ein wenig überrascht, dass so viel über, aber nur wenig mit dem Zentrum gesprochen wird. Dabei ist schon die Zusammense­tzung der Mitarbeite­r ein Indiz für eine interrelig­iöse Unabhängig­keit. Von den 45 Mitarbeite­rn kommt die Hälfte aus Österreich, insgesamt sind 19 Nationen vertreten, nur drei Saudis sind engagiert. Im Vorstand sitzen weltweit anerkannte Vertreter der Juden, Katholiken, Protestant­en, Schiiten, Sunniten, Buddhisten und Hinduisten. Und die sitzen nicht einmal in Wien, sondern schalten sich zu ihren Sitzungen zusammen – etwa aus New York, Tokio mit dem Zentrum in der UNO-City Wien.

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