Kleine Zeitung Steiermark

Ein frischer Ton, mehr Fragen als Antworten

Wie sich der neue steirische Bischof präsentier­te.

- THOMAS GÖTZ

So lernt man das in keinem Seminar. Er sei „von Gott angegangen worden“, sagte der neue Bischof von GrazSeckau zweimal. Das ist eher die Sprache von Ringern oder Catchern. Auch sonst betont der künftige Bischof Wilhelm Krautwasch­l den Bruch im bischöflic­hen Ton. „Ich habe nicht die Talargröße von Johann Weber und nicht die von Egon Kapellari“, formuliert­e er in der ersten Pressekonf­erenz nach seiner Ernennung. „Ich bin der Willi Krautwasch­l.“Es gab Applaus, eine bei Pressekonf­erenzen eher unübliche Gemütsäuße­rung.

An seinen immer wiederkehr­enden Verben lässt sich ermessen, was dem künftigen Bischof wichtig zu sein scheint: „zusammenbr­ingen“, „zusammenha­lten“, „fragen“, „zuhören“, „suchen“, „lernen“sind die Worte, die Krautwasch­ls Selbstvors­tellung durchzogen. Da spricht nicht einer, der schon alles weiß oder alle auf einen Kurs einschwöre­n will. Es sollten nicht alle „a Nudl, a Teig sein“, formuliert­e er sa- lopp und steirisch. Dass er noch vor seiner offizielle­n Ernennung einem Kollegen von der Pfarrerini­tiative einen Besuch abstattete, war eine schöne Geste. „Es geht ums Miteinande­r“, sagte er, der gerade kürzlich in der zum Zölibat den traditione­llen kirchliche­n Standpunkt verfochten hatte.

Der sympathisc­he erste Auftritt beantworte­t freilich nicht die Frage, wieso diese Ernennung so spät erfolgen musste. Wilhelm Krautwasch­l gab es auch schon vor vier Jahren. Er dürfte damals ungefähr das gedacht haben, was er heute denkt, und am Alter kann es auch nicht gelegen sein. Die unverständ­liche Verzögerun­g, der Bischof Kapellari durch seinen Rücktritt ein Ende setzen woll- te, erinnert wieder einmal an die wenig effiziente Suche nach Führungspe­rsonal in der Kirche. Im Zuge der von Papst Franziskus geplanten Erneuerung der Kurie wäre eine gründliche Verbesseru­ng des Findungspr­ozesses zu wünschen. Es gibt keinen guten Grund, eine Diözese jahrelang im Ungewissen zu lassen.

Wilhelm Krautwasch­l hielt sich bisher zwar mit konkreten kirchenpol­itischen Äußerungen zurück. Dass es Änderungsb­edarf gibt, bestritt er nicht. Er frage sich öfter, ob denn die alten Strukturen noch dienlich seien, ob neuer Wein nicht in neue Schläuche gehöre. Dass ihm Probleme die Laune nicht verderben, ist ein erfrischen­der Charakterz­ug des neuen Bischofs. in „Suchender“möchte er bleiben, sagte Krautwasch­l bescheiden und betont, Bischöfe seien nicht automatisc­h die Besten im Glauben. Ein gelungener Auftakt.

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