Ein frischer Ton, mehr Fragen als Antworten
Wie sich der neue steirische Bischof präsentierte.
So lernt man das in keinem Seminar. Er sei „von Gott angegangen worden“, sagte der neue Bischof von GrazSeckau zweimal. Das ist eher die Sprache von Ringern oder Catchern. Auch sonst betont der künftige Bischof Wilhelm Krautwaschl den Bruch im bischöflichen Ton. „Ich habe nicht die Talargröße von Johann Weber und nicht die von Egon Kapellari“, formulierte er in der ersten Pressekonferenz nach seiner Ernennung. „Ich bin der Willi Krautwaschl.“Es gab Applaus, eine bei Pressekonferenzen eher unübliche Gemütsäußerung.
An seinen immer wiederkehrenden Verben lässt sich ermessen, was dem künftigen Bischof wichtig zu sein scheint: „zusammenbringen“, „zusammenhalten“, „fragen“, „zuhören“, „suchen“, „lernen“sind die Worte, die Krautwaschls Selbstvorstellung durchzogen. Da spricht nicht einer, der schon alles weiß oder alle auf einen Kurs einschwören will. Es sollten nicht alle „a Nudl, a Teig sein“, formulierte er sa- lopp und steirisch. Dass er noch vor seiner offiziellen Ernennung einem Kollegen von der Pfarrerinitiative einen Besuch abstattete, war eine schöne Geste. „Es geht ums Miteinander“, sagte er, der gerade kürzlich in der zum Zölibat den traditionellen kirchlichen Standpunkt verfochten hatte.
Der sympathische erste Auftritt beantwortet freilich nicht die Frage, wieso diese Ernennung so spät erfolgen musste. Wilhelm Krautwaschl gab es auch schon vor vier Jahren. Er dürfte damals ungefähr das gedacht haben, was er heute denkt, und am Alter kann es auch nicht gelegen sein. Die unverständliche Verzögerung, der Bischof Kapellari durch seinen Rücktritt ein Ende setzen woll- te, erinnert wieder einmal an die wenig effiziente Suche nach Führungspersonal in der Kirche. Im Zuge der von Papst Franziskus geplanten Erneuerung der Kurie wäre eine gründliche Verbesserung des Findungsprozesses zu wünschen. Es gibt keinen guten Grund, eine Diözese jahrelang im Ungewissen zu lassen.
Wilhelm Krautwaschl hielt sich bisher zwar mit konkreten kirchenpolitischen Äußerungen zurück. Dass es Änderungsbedarf gibt, bestritt er nicht. Er frage sich öfter, ob denn die alten Strukturen noch dienlich seien, ob neuer Wein nicht in neue Schläuche gehöre. Dass ihm Probleme die Laune nicht verderben, ist ein erfrischender Charakterzug des neuen Bischofs. in „Suchender“möchte er bleiben, sagte Krautwaschl bescheiden und betont, Bischöfe seien nicht automatisch die Besten im Glauben. Ein gelungener Auftakt.
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