Odysseus trifft Cyber-Ganoven
Erstmals findet die Zentralmatura statt. Schüler, Pädagogen und die Bildungspolitik stehen auf dem Prüfstand. Die vorwissenschaftliche Arbeit zu präsentieren, ist ein großer Schritt zur neuen Reifeprüfung. Wir haben Maturanten dabei zugeschaut.
Beginnst du mit ,Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren‘ – oder sagst du einfach ,Grüß Gott‘?“Letzte Tipps werden unter den Kandidaten ausgetauscht, bevor es an diesem Morgen pünktlich um acht Uhr ernst wird: Lukas Andraschko tritt vor die versammelte Kommission, um seine vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) zu präsentieren und zu verteidigen – ein großer Schritt auf dem Weg zum Abschluss der Zentralmatura.
Es ist seinem Nachnamen geschuldet, der mit „A“beginnt, dass Lukas Pionier ist. Er ist nämlich der Allererste an seiner Schule, dem Wirtschaftskundlichen Gymnasium (Wiku) in Graz, der zur VWAPräsentation antritt. Die Nervosität ist entsprechend groß, der Auftritt – dunkler Anzug, Krawatte – souverän, als er im Musiksaal über „Darstellung und Vergleich des Odysseus bei Homer und in lateinischen Werken“referiert.
Jeder AHS-Maturant muss ab heuer eine solche sogenannte VWA abliefern, zu einem vorgegebenen Zeitpunkt präsentieren und dann Fragen einer Kommission dazu beantworten. Den Vorsitz hat an diesem Tag im Wiku Manfred Regner, der Direktor des Borg Murau, der Kommission gehören auch Wiku-Direktorin Eva Ponsold sowie die jeweiligen Klassenvorstände und Betreuungslehrer an.
Nach rund 15 Minuten ist es geschafft, und der nächste Kandidat kommt an die Reihe: Christian Besel, der auch Schulsprecher ist. Er weiß fundiert über „Bankraub via Internet – vom Phishing zum Pharming“zu berichten. Betrugsarten über das Internet sind das, wie er erläutert, und er demonstriert das Ganze gleich mit einer Homepage, die er eigens für seine VWA erstellt hat. Die Kommission hört gebannt zu und hat so einige Fragen – auch praktischer Natur: von „Welche Verantwortung hat die Bank bei so einem Betrugsfall?“bis zu