Kleine Zeitung Steiermark

VW ist zurück in der Spur

Im Machtkampf bei VW behauptet sich Vorstand Winterkorn gegen Konzernpat­riarch Piëch. Doch das letzte Wort ist nicht gesprochen.

- EUROMILLIO­NEN HANNES GAISCH, MARKUS ZOTTLER

Martin Winterkorn, 67 Jahre alt und seit 2007 oberster Lenker von Volkswagen, hat das Steuer von Europas größtem Autobauer wieder fest im Griff. Eine Woche lang hat es nicht mehr danach ausgesehen. Am Freitag der Vorwoche ließ VW-Patriarch und Aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch seinen früheren Vertrauten mit einer einzigen knappen Bemerkung fallen: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“Das genügte, um die Spitze des Konzerns mit weltweit 600.000 Beschäftig­ten auf Schleuderk­urs zu schicken.

Bei VW läuft nicht alles rund, doch galt Winterkorn­s Stand als Manager im Konzern bis zu Piëchs Attacke als sicher; die Solidaritä­tsbekundun­gen von Eigentümer- und Arbeitnehm­erseite lieferten den Beweis. Dennoch: Als das sogenannte Präsidium, der engste Kreis des Aufsichtsr­ates, am Donnerstag zur entscheide­nden Sitzung nach Salzburg einflog – wo der Piëch-Clan seinen Familiensi­tz hat –, schien Winterkorn plötzlich angezählt. Piëch hatte noch jeden Machtkampf gewonnen.

Über das Ergebnis des Krisengipf­els sickerte zuerst keine Silbe durch. In Deutschlan­d sahen Beobachter Winterkorn­s Ende als VW-Boss nahen. „Er ist raus“, schrieb der Kommentato­r einer angesehene­n Zeitung gestern Früh. Die Überraschu­ng folgte auf den Fuß. Kurz vor Mittag lautete die offizielle Erklärung von VW: „Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzend­er des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreic­h wie bisher verfolgt.“Hierbei habe er die „uneingesch­ränkte Unterstütz­ung des Gremiums“.

Piëch völlig isoliert

Schnell war klar, Piëch, gestern übrigens 78 Jahre alt geworden, hat seine erste herbe Niederlage einstecken müssen. Im sechsköpfi­gen Gremium sei er, so be-

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Das Lachen des Siegers: Martin Winterkorn bleibt Vorstandsc­hef von Volkswagen, auch gegen den Willen von Ferdinand Piëch

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