Kleine Zeitung Steiermark

Narzisstis­che Exzesse mit dem „Projekt Kind“

In zehn Jahren wird eine 65-jährige Schwangere kaum mehr für Aufsehen sorgen.

- VON MENSCH ZU MENSCH CARINA KERSCHBAUM­ER

Ja, kann sie diese Entscheidu­ng moralisch rechtferti­gen? Vor den Kindern, vor ihrem Körper, der mit 65 Jahren nicht mehr darauf eingestell­t ist, ein Kind – schon gar nicht Vierlinge – zu bekommen? Fragen, die seit Tagen in allen Medien gestellt werden – samt Erklärunge­n, welche Risiken Vierlingss­chwangersc­haften darstellen. Die 13-fache Mutter Annegret R., die es mit ihrer Vierlings-Schwangers­chaft diese Woche in nahezu alle europäisch­en Medien schaffte, meint ja, man solle nicht zu viel auf andere hören. Was eine Erklärung sein könnte, mit 65 Kind Nummer 14, 15, 16, 17 zu bekommen.

Einige rechnen bereits vor, dass eine Frühgeburt 10.000 Euro kostet, und fragen, welche Kosten durch die Erfüllung des Kinderwuns­ches und durch mögliche gesundheit­liche Schäden der Vierlinge entstehen werden. Kosten, die nicht entstanden wären, wenn sich die Mutter an das Gesetz gehalten hätte. Immerhin sind Eizellspen­den in Deutschlan­d verboten, in Österreich gibt es ein Alterslimi­t. Aber darf überhaupt die Frage nach Folgekoste­n von Frühgeburt­en 60-jähriger Mütter gestellt werden? ie wird in Zukunft wohl gestellt werden müssen. Denn was machbar ist, wird gemacht. 60- oder 65-jährige Frauen, die sich in der Ukraine Embryonen

Simplantie­ren lassen, werden bald keine Ausnahme mehr sein. Zumindest nicht bei Kinderlose­n, die mit 60 plötzlich merken, dass da im Leben doch noch etwas fehlt. Und die in Zeiten von Social Egg Freezing vielleicht für ein „Projekt Kind“vorgesorgt haben. Ausnahme wird wohl nur der aktuelle Fall bleiben – als narzisstis­cher Exzess, dessen Folgekoste­n die Allgemeinh­eit bezahlen wird muss.

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