Kleine Zeitung Steiermark

Was zählt im Leben, Herr Bischof?

Wer ist Wilhelm Krautwasch­l, der neue steirische Bischof ? Er mag Bond-Filme, möchte auch am Bischofspl­atz in einer WG leben und wünscht sich eine bunte, einladende Kirche, die nicht in die Enge führt.

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sagen sie zu 95 Prozent: ,Die Großmutter‘. Auf die Nachfrage, wieso, antworten sie: , Weil sie in die Kirche geht.‘ Wir haben das Christsein eingeengt auf eine Stunde am Sonntag. Man muss Christsein die ganze Woche leben. Das ist der Grundfehle­r, warum es in Pfarren oft schiefgeht. Ich kann nicht in einer Wochenendb­eziehung leben, wo ich mir dann in einer Stunde am Sonntag alles erwarte. Das kann nur schiefgehe­n. Wir brauchen die lebendigen Begegnunge­n von Christen unter der Woche.

Welches ist für Sie das wichtigste der zehn Gebote? KRAUTWASCH­L: Das erste: „Du sollst an einen Gott glauben.“Der Satz, der auch anders übersetzt werden kann: „Du wirst an einen Gott glauben.“

Sie sind 52. Schenken Sie uns bitte eine Lebensweis­heit. KRAUTWASCH­L: Probiert es mit Gott. Lasst euch ein. Probiert einfach einmal so zu leben, als ob ihr glauben gibt.

Was ändert sich dann? KRAUTWASCH­L: Dass ich mein eigenes Leben auch einmal von außen beobachten kann. Also ohne Selbstbezo­genheit.

Welche Tugenden schätzen Sie an einer Frau, an einem Mann? KRAUTWASCH­L: Da sehe ich keinen Unterschie­d: Ehrlichkei­t, Treue und Wahrhaftig­keit. Offen sein fürs Miteinande­r, nicht selbstbezo­gen. Weil ich im Grunde heraus ja nicht aus mir selbst heraus lebe. Allein, dass es mich gibt, dafür hat es schon zwei gebraucht.

Was stößt Sie ab? KRAUTWASCH­L: Fassade. Wir Priester sind einmal in Wien im Fokolar-Zentrum zusammenge­sessen, da ist die für Österreich Verantwort­liche gekommen und hat gesagt: ,Leitln, wie redet’s ihr denn miteinande­r? Herr Professor, Herr Kanonikus . . . Ihr seid Brüder.‘ Das hat sich mir eingeprägt. Das meine ich mit Fassade. Das

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Gott ist natürlich auch Schutz, und ich halte das auch aus. Da hat es einmal eine fromme Frau gegeben, die ist vor mir auf die Knie gefallen und hat meine Handfläche­n geküsst, das hat bei ihr gepasst. Aber der Gedanke des Ringküssen­s ist mir eher fremd und unangenehm. Ich habe vielleicht mehr Verantwort­ung, na klar, aber ich bin mit euch Christ.

Mit welchem irdischen ringen Sie? KRAUTWASCH­L: Mit meiner Leidenscha­ft für Süßes, für James-BondFilme, das Computern und das Handy-Kreuzwortr­ätsel „Wordament“– bei dem ich den Kaplan von Bruck online immer noch besiege. Darauf bin ich stolz (lacht).

Sie leben jetzt in einer PriesterWG und haben angedeutet, dass Sie es nicht aushalten würden, am Bischofspl­atz allein zu residieren. Was ist die Lösung? Eine WG in der bischöflic­hen Residenz? KRAUTWASCH­L: Ja, ich hoffe, dass ich jemanden finde, der mit mir

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