Kleine Zeitung Steiermark

Hohe Finanzstra­fe für den früheren Finanzjong­leur

Finanzstra­fverfahren in Leoben: Ex-Anlagebera­ter Hans Linz fasste noch einmal zwei Jahre und drei Monate Haft plus sieben Millionen Euro Geldstrafe aus. Steuerhint­erziehung von 8,3 Millionen Euro war angeklagt.

- ANDREAS SCHÖBERL- NEGISHI

Erbsengrün sind sie und sichtlich etliche Kilo schwer – die zwei Tragtasche­n, die Hans Linz vor den Verhandlun­gssaal K in den zweiten Stock des Landesgeri­chts Leoben schleppt. Deutlich bescheiden­er nimmt sich das Medieninte­resse aus als im März 2011, als der ehemalige Anlagebera­ter wegen gewerbsmäß­igen Betrugs verurteilt wurde – und zwar rechtskräf­tig. Zwei Mal versuchte Linz bis jetzt, eine Wiederaufn­ahme des Strafverfa­hrens anzustreng­en. Vergeblich.

Linz verbüßt die Haftstrafe von sieben Jahren und vier Monaten in der Justizanst­alt Garsten. Seit sieben Monaten ist er Freigänger. Und rechnet mit einer vorzeitige­n Entlassung noch heuer. „In den vergangene­n Jahren habe ich genügend Zeit gehabt, mich mit den Dingen intensiv zu beschäftig­en. 500 Seiten habe ich zusammenge­schrieben“, erklärt Linz, der sich erneut um die Wiederaufn­ahme bemühen möchte. „Ich bin nicht schuldig, war vier Jahre zu Unrecht im Gefängnis. Das kann ich beweisen. Das Finanzstra­fverfahren baut auf einem fehlerhaft­en Urteil auf “, so Linz. Richterin Barbara Grundbichl­er, die das Finanzstra­fverfahren lei- tete, winkt ab: „Das ist nicht Thema dieses Verfahrens, das können wir nicht hier und jetzt aufrollen. Solange das Urteil von 2011 gültig ist, gilt das als Grundlage dieses Verfahrens.“So könne man sich nur dem Vorwurf der Steuerhint­erziehung widmen.

8,3 Millionen Euro

Linz soll laut Anklage des Leitenden Staatsanwa­lts Walter Plöbst von 1996 bis 2008 als Anlagebera­ter insgesamt 8,3 Millionen Euro Steuern hinterzoge­n haben. Von insgesamt 35 Millionen Euro, die Linz von vielen Anlegern bekommen hat, soll er sich 16,6 Millionen Euro behalten haben. Davon habe er zwölf Millionen Euro in den Fußballver­ein DSV Leoben fließen lassen. Den Rest habe er für eine Ferienappa­rtementanl­age und seinen Lebensstil verwen- det. Aus verschiede­nen Gründen seien diese 16,6 Millionen Euro nicht zu versteuern gewesen, so der Verteidige­r von Linz. Staatsanwa­ltschaft und Finanzbehö­rde sehen das anders. Diese Summe sei nicht als Gewinn zu werten und abgabentec­hnisch demnach nicht zu deklariere­n gewesen, ergänzt Linz, der sich selbst als Opfer des ehemaligen Anlagebera­ters Auer von Welsbach sieht. „Wäre das kein Betrug gewesen, hätte ich von der AvW 39,3 Millionen Euro überwiesen bekommen und 36 Millionen an Anleger ausbezahlt. Ich hätte 3,3 Millionen Euro Gewinn gehabt und das sowieso versteuert“, erklärt Linz. Der Schöffense­nat schenkt ihm keinen Glauben: Linz fasst sieben Millionen Euro Geldstrafe plus zwei Jahre und drei Monate Haft aus. Er meldet volle Berufung an. Nicht rechtskräf­tig.

 ??  ?? Hans Linz brachte gestern kiloweise Akten zum Prozess
Hans Linz brachte gestern kiloweise Akten zum Prozess

Newspapers in German

Newspapers from Austria