„Wir jagen ja keine Hendldiebe“
Hypo-Prüfer gibt im U-Ausschuss Jörg Haider die Schuld am Debakel.
WIEN. Sein Auftritt im HypoUntersuchungsausschuss wurde mit Spannung erwartet: Erich Kandler, ehemaliger DeloitteWirtschaftsprüfer, war als Risikomanager zuständig für die Kontrolle der Skandalbank. Von ihm erhofften sich die Ausschussmitglieder Klarheit über angebliche Kickback-Zahlungen des mittlerweile inhaftierten ExHypo-Chefs Wolfgang Kulterer vor fast zehn Jahren.
Kandler war es nämlich, der 2006 bei der Österreichischen Nationalbank angerufen hat, um die mysteriöse Abschreibung von mehreren Hunderttausend Euro zu melden. Das Geld soll illegalerweise von der kroatischen Hendlfarm „Puris“an Kulterers Ehefrau rückgeflossen sein. Die Nationalbank mit so einem Vorwurf zu konfrontieren, sei laut Kandler „eine absolute Ausnahmesituation“. Nur wenige Tage später änderte er allerdings seine Meinung und ruder- te zurück: „Der halbwegs konkrete Verdacht war dann doch nicht mehr so heiß“, erzählt er. Die Wirtschaftsprüfer der Hypo konfrontierten den damaligen Aufsichtsratschef Kulterer mit ihrem schwerwiegenden Verdacht. Als dieser die Vorwürfe in einem Schreiben zurückwies, sagt Kandler, war die Sache für sie de facto erledigt. Auch die Nationalbank unternahm nichts, Anzeige gab es keine.
Und das, obwohl man zu diesem Zeitpunkt bereits jegliches Vertrauen in Kulterer verloren hatte. Der Grund: Im Jahr zuvor war man hinter die sogenannten Swap-Verluste in der Höhe von mehr als 300 Millionen Euro und die darauffolgende Bilanzfälschung gekommen. Erst sieben Jahre später, im Jahr 2014, wurde der Fall Puris angezeigt. NeosBefrager Rainer Hable zweifle mittlerweile an der Justiz: „Manche Leute müssten seit Jahren hinter Gittern sitzen, doch es passiert einfach nichts.“Zwar gestand Kandler ein, dass er „aus heutiger Sicht einige Entscheidungen anders hätte treffen müssen“– verantwortlich für das Debakel sei die Wirtschaftsprüfung jedoch nicht. „Wir sind weder Polizisten, noch müssen wir Hendldiebe jagen“, sagt er. Die Politik trage die Schuld an der Misere. Vor allem der damalige Landeshauptmann Jörg Haider habe sich „ultimativ“in die Bankangelegenheiten der Hypo eingemischt. Ohne Ahnung vom Bankgeschäft habe Haider geglaubt, dass das Geld in Südosteuropa „nur so auf der Straße liegt“. Haider und Kulterer – „das war keine gute Kombination“. Aber gegen landespolitische Interventionen sei er eben „waffen- und chancenlos“gewesen, erzählt er. Um dann schließlich in die Runde zu fragen: „Welcher Hund beißt schon sein Herrl, noch dazu sein einziges?“