Kleine Zeitung Steiermark

Gegenangri­ff

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sind zerstört. Kreischend kreisen dunkle Vogelschwä­rme über den Ruinen. Inzwischen hat wilder Raps die entvölkert­en Orte überwucher­t, überall in den gelben Blütenwoge­n lauern vom IS versteckte Sprengfall­en und Minen. Die Straßen im Sperrgebie­t entlang der irakisch-syrischen Grenze sind aufgeplatz­t und löchrig. Zehn Kontrollpu­nkte müssen Besucher passieren, um zum Peschmerga-Kommando 12 südlich des Flusses Khabur zu gelangen.

Lage ist ruhig

Momentan ist alles ruhig an dem 60 Kilometer langen Frontabsch­nitt. Die meisten seiner 3800 Peschmerga kommen auf eigene Faust zu ihren 10-Tages-Schichten. Von Zeit zu Zeit steigt der 54jährige Kommandeur Izadin Sadu aufs Dach, um das nahe syrische Territoriu­m zu inspiziere­n. Die Dörfer sind mit bloßem Auge auszumache­n. Kommt das Gespräch auf die Armee, wird die Stimme des Kurdengene­rals schneidend. „Sie haben alles Gerät, aber keine Kampfmoral. Wir haben Kampfmoral, aber kein Gerät.“Durch eigene Kontaktleu­te weiß er, dass der IS sich auf eine Offensive gegen Mossul vorbereite­t. Doch niemand kann sagen, was im Stadtinner­en vorgeht, wie viele Bewohner mit den Jihadisten unter einer Decke stecken. Schließlic­h war Mossul immer eine Hochburg des arabischen Nationalis­mus und eine wichtige Basis der Baath-Partei. Ohne die Kooperatio­n Tausender ehemaliger Saddam-Getreuer wäre der Erfolg des selbst ernannten Kalifen Abu Bakr alBaghdadi undenkbar gewesen.

Die Militärpla­ner in Bagdad rechnen beim Großangrif­f auf Mossul mit mindestens 800.000 Flüchtling­en, die nächste in der schier endlosen Serie von irakischen Tragödien. „Wir haben den Krieg nicht gewollt, der Krieg wurde uns aufgezwung­en“, sagt Sadu. „Aber wenn der Befehl kommt, dann kämpfen wir mit.“

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