IS wird ausgeklügelter und damit gefährlicher
Schlüssel gegen Terror liegt aber in der Krisenregion.
Seit einem Jahr halten die Kommandos des „Islamischen Staates“Mossul besetzt. Aktuell kontrollieren sie die Hälfte Syriens und ein Drittel des Iraks. Zehn Millionen Menschen leben unter der Herrschaft der Terrormiliz. Der IS ist schlagkräftiger als Al Kaida – seine Kämpfer sind gut trainiert, kriegserfahren und hoch motiviert, die Zahl der willigen Selbstmordattentäter grenzenlos. Die Waffen stammen zum Großteil aus Armeebeständen. Auch die ideologische Anziehungskraft ist ungebrochen. 25.000 Muslime aus 100 Nationen kämpfen nach UN-Erkenntnissen in ihren Reihen. Die Stärke wird auf bis zu 200.000 Mann geschätzt.
Und das System ist ausgeklügelt. Zu Beginn ihres Aufstiegs stützten sich die Jihadisten auf Spenden aus den Golfstaaten. Mittlerweile holen sie sich das meiste Geld von den Bewohnern ihres Kalifats. Nach einer Studie der Rand-Stiftung nahm IS 2014 durch Erpressung und Steuern 620 Millionen Dollar ein. Hinzu kommen der Schmuggel mit geraubten Antiquitäten sowie der Ölverkauf.
Ähnlich ausgeklügelt ist die Aufgabenverteilung der Führungskader. Zudem agiert ISChef al-Baghdadi extrem vorsichtig, hält sich möglichst nur in dichten Wohngebieten auf und trifft seine regionalen Emire und Militärchefs regelmäßig im syrischen Raqqa, der Hauptstadt des „Kalifats“. Die Mitglieder der IS-Spitze werden von vertrauenswürdigen Fahrern abgeholt und müssen Computer und Handys abgeben, damit die US-Streitkräfte sie nicht orten können. Parallel dazu gibt es nach US-Erkenntnissen ein eigenes Informationsnetzwerk unter den Frauen der IS-Führer, weil diese weniger im Fokus der SatellitenKundschafter stehen. „Jeden Tag wird das Bild klarer, was die Organisation ausmacht, wie entwickelt und global sie agiert und wie vernetzt sie ist“, heißt es im US-Außenministerium. m Gegensatz dazu stehen die staatlichen Strukturen. Im Irak haben Rambopolitik und interreligiöse Konflikte das Staatsgebäude zerfressen. In Syrien ist die Armee nach vier Jahren Bürgerkrieg so demoralisiert, dass die Tage des Regimes gezählt scheinen. Die Welt dagegen schaut der orientalischen Tragödie zu. Niemand will sich in das Gemetzel am Boden einmischen. Letztlich muss die arabisch-islamische Welt mit der religiösen Gewaltideologie des IS auch alleine fertig werden. Das geht aber nur, wenn sich die Eliten der Region von ihren destruktiven Mentalitäten verabschieden – selbstgefälligem Autoritarismus und gewissenloser Selbstbedienung, kompromissloser Machtgier und billigem Verschwörungsdenken.
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