Romafamilien
Desolates Haus am Eggenberger Gürtel wird am Samstag geräumt. Vinzenzgemeinschaft schlägt Alarm: Für 40 Roma, die im Haus leben, gibt es keinen Platz in Notschlafstellen.
Wo gehen wir?“, fragt Mailat in gebrochenem Deutsch, das er in den vergangenen neun Monaten in einer Grazer Schule gelernt hat. Der Zwölfjährige macht sich Sorgen, genau wie 13 weitere Mitglieder einer Roma-Großfamilie, die Unterschlupf in einem leer stehenden, heruntergekommenen Haus am Eggenberger Gürtel gefunden haben.
Bis zum Samstag muss die Familie das Haus räumen, in dem sie mit sechs Kindern ohne Strom und Wasser lebt, seit die Caritas Ende April die Familiennotschlafstelle in der Keplerstraße geschlossen hat, die nur im Winter Herberge bietet. Weitere 30 Roma hausen schon seit längerer Zeit in dem Gebäude, in dessen Hof sich der Müll türmt. Derzeit ist das baufällige Haus noch in Privatbesitz, kommende Woche soll es jedoch an die Stadt Graz verkauft werden. „Das Gebäude wird abgerissen, da hier die Verkehrsanbindung an die Reininghausgründe gebaut wird“, ist im Büro des zuständigen Stadtrates Gerhard Rüsch (VP) zu erfahren.
„Die Leute stehen ab Samstag auf der Straße“, unterstreicht jedoch Nora Musenbichler, Koordinatorin der Vinziwerke, und fordert neuerlich die Schaffung einer Notschlafstelle für Familien, die das ganze Jahr geöffnet hat. SP-Sozialstadträtin Martina Schröck, die in dem Zusammenhang auf existierende Notschlafstellen verweist, hält sie entgegen: „Es gibt keine freien Plätze, wenn dann nur für einzelne Nächte und keine, wo die Familien zusammenbleiben können.“Voll sind auch Vinzinest, Vinzischutz und Vinziherz, wo rund 100 Roma aus der Slowakei und rund 30 aus Rumänien in Graz ein Dach über dem Kopf finden.
Zurück nach Rumänien? Für Mailats Tante Cristina keine Option, nachdem ihr Mann sogar einen fixen Halbtagsjob gefunden hat. Und auch Musenbichler unterstreicht: „Eine Lösung muss her, es hilft nichts, das Thema auszusitzen, denn sie werden nicht gehen. Sie sind gekommen, um ihr Leben zu verbessern.“