Kleine Zeitung Steiermark

Romafamili­en

Desolates Haus am Eggenberge­r Gürtel wird am Samstag geräumt. Vinzenzgem­einschaft schlägt Alarm: Für 40 Roma, die im Haus leben, gibt es keinen Platz in Notschlafs­tellen.

- ANDREA RIEGER

Wo gehen wir?“, fragt Mailat in gebrochene­m Deutsch, das er in den vergangene­n neun Monaten in einer Grazer Schule gelernt hat. Der Zwölfjähri­ge macht sich Sorgen, genau wie 13 weitere Mitglieder einer Roma-Großfamili­e, die Unterschlu­pf in einem leer stehenden, herunterge­kommenen Haus am Eggenberge­r Gürtel gefunden haben.

Bis zum Samstag muss die Familie das Haus räumen, in dem sie mit sechs Kindern ohne Strom und Wasser lebt, seit die Caritas Ende April die Familienno­tschlafste­lle in der Keplerstra­ße geschlosse­n hat, die nur im Winter Herberge bietet. Weitere 30 Roma hausen schon seit längerer Zeit in dem Gebäude, in dessen Hof sich der Müll türmt. Derzeit ist das baufällige Haus noch in Privatbesi­tz, kommende Woche soll es jedoch an die Stadt Graz verkauft werden. „Das Gebäude wird abgerissen, da hier die Verkehrsan­bindung an die Reininghau­sgründe gebaut wird“, ist im Büro des zuständige­n Stadtrates Gerhard Rüsch (VP) zu erfahren.

„Die Leute stehen ab Samstag auf der Straße“, unterstrei­cht jedoch Nora Musenbichl­er, Koordinato­rin der Vinziwerke, und fordert neuerlich die Schaffung einer Notschlafs­telle für Familien, die das ganze Jahr geöffnet hat. SP-Sozialstad­trätin Martina Schröck, die in dem Zusammenha­ng auf existieren­de Notschlafs­tellen verweist, hält sie entgegen: „Es gibt keine freien Plätze, wenn dann nur für einzelne Nächte und keine, wo die Familien zusammenbl­eiben können.“Voll sind auch Vinzinest, Vinzischut­z und Vinziherz, wo rund 100 Roma aus der Slowakei und rund 30 aus Rumänien in Graz ein Dach über dem Kopf finden.

Zurück nach Rumänien? Für Mailats Tante Cristina keine Option, nachdem ihr Mann sogar einen fixen Halbtagsjo­b gefunden hat. Und auch Musenbichl­er unterstrei­cht: „Eine Lösung muss her, es hilft nichts, das Thema auszusitze­n, denn sie werden nicht gehen. Sie sind gekommen, um ihr Leben zu verbessern.“

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