Mit Talent gegen die Arbeitslosigkeit
Und: Warum Sozialminister Rudolf Hundstorfer auf einen Rückruf der Knapp AG wartet.
GRAZ. Für ein Auswärtsspiel wählte Sozialminister Rudolf Hundstorfer bei der „Arbeitsmarkt-Enquete“in den Räumen der steirischen Wirtschaftskammer eine überraschend offensive Taktik. So polterte der Sozialdemokrat, das von Unternehmen heute gerne kritisierte „Lohnund Sozialdumpinggesetz“wäre im „massivsten Beisein der Wirtschaftskammer“geschrieben worden. Zudem würde er vom Logistik-Experten Knapp – dessen Finanzvorstand hatte die Idee des Überstundeneuros in der Kleinen Zeitung als „Schwachsinn“abgetan – einen dreimal erbetenen Rückruf erwarten. „Das ist auch kein Stil“.
Abseits des Hickhacks erneuerte der deutsche Arbeitsmarktreformer Peter Hartz sein Bekenntnis zu einer verstärkten „Talentdiagnostik“und dem Einsatz eines „Beschäftigungsradars“im Kampf gegen Arbeitslosigkeit. „Positiv“bewertete er dahin gehend den Baustart zum neuen „Talent-Center“der steirischen WK. Während die Landtagsabgeordnete Alexandra Pichler-Jessenko „Arbeits-
auf zeitflexibilisierung als wesentlichen Punkt“hinwies, sorgte sich Kammer-Präsident Josef Herk gesamtheitlich um den Arbeitsmarkt. „Wir verlieren an Boden“, konstatierte Herk und verwies auf gegenteilige Trends in Deutschland. Dort wären vor zehn Jahren 4,5 Millionen Menschen arbeitslos gewesen, heute seien es „nur“mehr 2,9 Millionen. „Kein Wunder“, entgegnete Hundstorfer. Die Zahl der deutschen Erwerbstätigen sei geschrumpft, in Österreich würde sie steigen. Wenngleich auch der Minister einräumte, dass nicht alles rundlaufe. Etwa in der Akzeptanz älterer Arbeitnehmer. „Mit 50 steht man heute in der Blüte seines Lebens. Nur am Arbeitsmarkt nicht, dort wird man als zu alt abgestempelt.“
Und der deutsche Gast? Peter Hartz zog den Vergleich der Nachbarländer demütig („Lernen können Sie von uns nichts“) und verwies auf drastische absolute Zahlen. So seien im Vorzeigeland Deutschland 330.000 Jugendliche arbeitslos. „Mehr als in Griechenland und Portugal zusammen.“